
Einreise Simbabwe
Schon bevor wir in Sichtweite der Grenze von Simbabwe sind, stauen sich die Tanklastzüge und andere, schwer beladende Trucks in einer kilometerlangen Warteschlange. Je näher wir der Grenze kommen, desto schmaler wird die Fahrspur bis alles Weiterkommen zum Stillstand kommt. Bald darauf ruckeln wir mit einem neben uns fahrenden LKW Meter um Meter weiter vor, drücken uns an einem verwaisten Tanklaster mit wenigen Zentimeter Abstand vorbei und schon ist die Fahrbahn wieder für hundert Meter frei. Ein Mitarbeiter der Grenzverwaltung winkt uns auf die Gegenspur, d.h. die Einreisespur, um schneller voran zu kommen. Vor dem Gebäude der Immigration- und Zollverwaltung angekommen, fädeln wir den Camper in die Schlange der geparkten Autos zum Parken ein. Immer darauf achtend, dass die Fahrspur für die großen Lastkraftwagen nicht versperrt wird, denn Grenzformalitäten ziehen sich erfahrungsgemäß etwas in die Länge. Schlepper belagern uns wieder wie an jeder Grenze und bieten ihre Dienste an, was wir dankend aber bestimmt ablehnen. Dies ignorieren sie zwar, laufen neben uns her bis sie irgendwann doch einsehen, dass wir sie durchwegs nicht beachten und sie auch kein Geld von uns sehen werden.
Für Simbabwe ist ein Visa nötig, das wiederum einen erhöhten bürokratischen Aufwand bedeutet. Ein weiteren Beamter (4 Streifen auf der Schulterklappe) wird hinzugezogen. Ein Grenzbeamter erhebt sich, holt zunächst etwas zu trinken um für die auf ihn wartenden Tätigkeiten gewappnet zu sein, bis er sich auf die Suche nach dem Visablock begibt. Ein zweiter Schalter wird für die Einreise geöffnet, da wir die wartende Schlange hinter uns sichtlich zu lange blockieren. Nach geraumer Weile sind zahlreiche Formulare auszufüllen und wir werden zum Nebenschalter weitervermittelt um die Visagebühren in Höhe von 30 US Dollar pro Person bei einem weiteren Mitarbeiter (2 Streifen) in bar zu bezahlen. Mit dem gestempelten Bezahlbeleg geht’s wieder zurück an den Originalschalter. Nun werden alle Passdaten in das, später in den Pass einzuklebende, Visa von Hand übertragen. Zahlreiche Unterschriften sind erforderlich bis das Visa seinen Weg in unseren Pass findet und gestempelt und natürlich vom Zolloffizier (1 Streifen, er musste auch die ganze Schreibarbeit erledigen 🤭) signiert wird.
Fertig, wir sind eingereist … halt noch nicht ganz … unser Auto ist erst noch zolltechnisch zu behandeln. Zwei, übrigens von der EU finanzierte (wie die Aufkleber bezeugen), Schalter weiter, muss das CdP für Simbabwe von einer netten Zollbeamtin noch ausgefüllt werden. Nachdem der small talk mit der Putzfrau beendet ist, startet sie mit einem freundlichen Lächeln und arbeitet zielstrebig, bis wir die Road Tax von 10$ am Nebenschalter entrichten müssen. Stempel ins Carnet und schon ist alles fertig. Wow, das ging jetzt aber flott!
Nichts wie weiter … aber es geht nur bis zum Grenzgebäude. Stopp, zwei muskelbepackte in Zivil mit T-Shirt bekleidete Typen kommen zum Auto, stellen die üblichen Fragen und wollen das Innere des Womo‘s sehen. Auf die Frage wer sie eigentlich sind, geben sie sich als Security und auf Nachfrage welche Security, als State Security aus. Und die Frage warum sie keine Uniform tragen erhalte ich die Antwort: sie arbeiten under cover 😉. Ha, nun habe tatsächlich ich die örtliche Stasi am Hals bzw. im Auto. Um weiterzukommen und hier nicht Wurzeln zu schlagen möchte ich jetzt wissen wer denn endlich den Weg zur Einreise freimacht. Da ist ein unscheinbar wirkender Mann an der Beifahrertüre bei Christine. Er will nur die Pässe und Fahrzeugpapiere kontrollieren, nickt und meint wir können weiterfahren. Da ist aber nach wenigen Metern eine geschlossene Schranke die uns wieder am verlassen des Grenzgeländes hindert. Jetzt schlendert ein uniformierte Beamter zum Beifahrerfenster, stellt die üblichen Fragen nach woher (ja woher denn wohl, kann ja nur Mozambique sein bei der einzig möglichen Zufahrt) und wohin. Aber das will er eigentlich auch gar nicht wissen, sondern: „Was hast du mir aus deinem Heimatland mitgebracht?“. Pech, dafür sind wir nun schon zu lange unterwegs und alle Gastgeschenke wie Spielzeugautos etc. sind längst verteilt. Das Letzte vor wenigen Tagen an der Grenze von/zu Tansania oder Malawi.
Mutare
In der grenznahen Stadt Mutare suchen wir nach einem Handygeschäft, kaufen eine lokale SIM-Karte und lassen 5 Gb aufladen. Zwischenzeitlich sollen wir den Parkplatz vor dem Telefongeschäft verlassen, um eine Strafe zu vermeiden, da es sich anscheinend um ausschließlich gebührenpflichtige Parkplätze, was nicht an irgendwelchen Schildern erkennbar wäre, handelt. Wir fahren nun zügig weiter, wissen aber nicht wo der gesuchte Campingplatz in der Stadt zu finden ist und halten nochmals am Straßenrand. Wir orientieren uns gerade noch am Navi, als bereits ein Hilfspolizist mit der Kralle naht. Als er sieht, dass wir nach dem Weg suchen, hat er Einsehen mit uns Touristen, wenn wir versprechen zügig weiterzufahren. Beim Spar Supermarkt zahlen wir lieber sofort einen Dollar Parkgebühr (anscheinend die kleinste wechselbare Geldeinheit) für die wenigen Minuten, bevor unser Auto noch in Ketten gelegt wird.
Golf Club Campsite
Der Campingplatz am lokalen Golfplatz ist eine gemähte Wiese hinter dem Clubhaus und die Campingplatznutzer können die etwas in die Jahre gekommenen Sanitäranlagen des Golfclubs nutzen. Kevin, ein freundlicher und wirklich hilfsbereiter Mann, kümmert sich um uns, d.h. er zeigt das Clubhaus, kümmert sich um Warmwasser und WiFi und gibt uns noch eine Reihe wertvoller Tipps für die Weiterreise. Wir sollen Kevin auch von unseren australischen Freunden Ruth und Antoni grüßen, was wir gerne machen, denn das war ein herzliches Willkommen, wie es das nicht alle Tage gibt. Die Anlage des Golf Clubs ist bereits knappe 100 Jahre alt, denn bereits 1926 wurden hier die ersten Meisterschaften ausgetragen,
Mtarazi Waterfall
Die rund 100 Kilometer zu den Wasserfällen lassen sich bis auf die letzten 19 Km auf einer erstaunlich guten Teerstraße zurücklegen. Keine Speed Bumps, unsinnige Tempolimits, Überholverbote und/oder hinter einem Baum lauernde Polizisten. Es sind zum Einen keine Menschen (-massen) auf der Straße wie in Malawi bzw. auch z.T. in Mozambique und zudem nur ganz weinige Autos unterwegs. Da die Straße nahezu keine Schlaglöcher hat, ist es Autofahren wie zu Hause, einfach unglaublich entspannt ohne den ständigen Tunnelblick auf die Straßenoberfläche. Die Straße führt in leichten Kurven durch eine grüne, leicht hügelige Berglandschaft die an die heimischen Voralpen erinnert. Soweit das Auge reicht, sind aufgeforstete Nadelwälder zusehen. Welch ein ungewohnter Anblick, da wir seit Monaten nur noch abgeholzte Bergketten sahen.

Hängebrücke über den Mtarazi Wasserfall
Um die Wasserfälle besuchen zu können ist zunächst ein Eintritt von 10$ pro Person und Auto an einer Schranke zu bezahlen. Laut iOverlander lagen die Gebühren im November 2023 noch bei 5$ für jede Person und 3$ fürs Auto, was man akzeptieren kann. Der aktuelle Preis ist einfach unverschämt hoch. Zum Wasserfall führen zwei Wege und wir wählen den näheren zur Hängebrücke die über einen der beiden Fälle führt. Dort angekommen, werden weitere 50$ für die Hängebrücke und 80$ für das optionale Zipline pro Person fällig. Die beiden Hängebrücken, für Hin- und Rückweg jeweils eine, sind gerade mal zwischen 50 und 80 Meter lang, das lohnt sich nun überhaupt nicht. So verzichten wir auf die Suspension Bridge und begnügen uns mit ein paar Fotos vom Zulauf des Mtarazi River. Erst vom zweiten Wanderweg sind beide Fälle wunderschön zu sehen.
Mtarazi View Point
Mit freiem Blick vom Mtarazi View Point auf des Honde Valley, das wir uns morgen ansehen wollen, beschließen wir die Tagestour, legen die Füße hoch und greifen zu Kuchen aus Mutare und einem gutem Buch (Auf dem Dach Afrikas von xxx). Wir übernachten heute frei, da die nächste Möglichkeit zu campen mindestens zwei Stunden Fahrzeit auf teilweise Offroad Straßen kosten wird.

Nach der freien Übernachtung am View Point über das Honde Valley in der Nähe der Mtarazi Waterfalls, zieht es uns zu den Teefelder in den Eastern Highlands. Wir folgen der Staubstraße auf der wir gestern ankamen, wechseln aber nicht auf die etwas rauhe und rumplige Abzweigung von der wir gestern kamen, sondern folgen der gut zu fahrenden Piste geradeaus, immer bergab. Nur leider ist diese Strecke nach ein paar Kilometern deutlich mehr vom Regen ausgewaschen als die Piste, die wir gestern zur Herfahrt nutzten. Umdrehen geht nur mit großen Schwierigkeiten, so dass wir der rough road, deren Löcher und Mulden zwischendurch auch mal mit Baumstämmen gefüllt sind. weite, hin bergab folgen bis wir unserem gestrigen Frühstücksplatz erreichen. Hier bleiben wir für ein gepflegtes Frühstück mit Ei, Obst und Käse sowie dem letzten Päckchen Melita-Kaffee stehen. So gestärkt setzen wir die Fahrt ins Honde Valley fort. Nach wie vor ist es unglaublich grün, viel Nadelholzwälder als auch große bestellte Mais- und Gemüsefelder sowie Bananenplantagen ohne Ende entlang der Straße. Welch ein Unterschied zu Tansania und Malawi. Soviel Wald gab’s seit der Region um den Blyde River nicht mehr zu sehen.

Honde Valley

Wie das Alpenvorland wirkt die ungewohnt grüne Landschaft mit hohen Bäumen und klaren Flüssen. Nur an den großen Bananenanpflanzungen und dem herrlich gelben Jacaradabäumen merkt man, dass wir in tropischen Gegenden unterwegs sind.


Tea Estate
Als nach einiger Zeit das Honde Valley erreicht ist, ziehen mich die unermesslich großen Teefelder in Bann. Sämtliche Hügel, soweit man fährt, sind mit Teesträuchern bepflanzt. Vor 34 Jahren sahen wir zuletzt Teeanbau in Darjeeling.
Die Teefelder wirken so britisch ordentlich, wie eine designte oder gekämmte Landschaft, aber es ist einfach unbeschreiblich schön. In die Eastern Highlands Plantations Tea Estate dürfen wir nach Registrierung unser Fahrzeugdaten einfahren und uns umsehen. Leider ist die Teefabrik einige Kilometer vom Hauptsitz entfernt. Wir machen uns auf den Weg dorthin um den Ernte- und Verarbeitungsprozess zu verfolgen, doch leider werden wir abgewiesen da wir nicht angemeldet sind. Dies hätte in der Hauptverwaltung, von der wir gerade kommen, passieren müssen, wurde aber leider versäumt.



Dam
Da es bereist 15 Uhr ist und die Sonne zum faulenzen einlädt, fällt der Entschluss nicht schwer die Besichtigungsgenehmigung erst morgen einzuholen und jetzt die Zeit in der Sonne am Staudamm zu genießen. Der Platz bietet sich geradezu für eine freie Übernachtung an, nur die letzten ca. 300 Meter zum Wasser schenken wir uns, da die Piste steil und extrem ausgewaschen ist. Diese kurze Strecke lässt sich ebenso zu Fuß zurücklegen, zudem es für Fußgänger eine Abkürzung durch den ufernahen Wald gibt.

Tea Factory
Nach der erfolgreichen Anmeldung bei der Hauptverwaltung der Tea Estate, werden wir von einem Verwaltungsmitarbeiter und einem Mann Security zur Teefabrik begleitet. Sie regeln den Einlass und die Führung, wie es zuvor telefonisch abgestimmt wurde. Der Vorarbeiter, der uns durch die weitläufige Anlage führt, erklärt zu Beginn die Verarbeitungsschritte, da es in den Werkshallen durch die Maschinen recht laut. Leider nuschelt er doch sehr.
Der Tee wird nach der maschinellen Ernte und Anlieferung an der Teefabrik, zunächst auf großflächigen Lüftungsblechen getrocknet, anschließend gehäckselt und in einer großen Trommel von den schwereren Stielen getrennt. Auf Transportbändern gelangen die zerkleinerten Blätter zu vier nacheinander gereihten Schneidemaschinen um dort in immer feinere Teile geschnitten zu werden. Diese Masse verteilt ein, sich drehender Rechen und befördert die nun ausgebreitete Teemasse zur weiteren Trocknung und der anschließenden Fermentierung. Dabei wird die grüne Masse mit 140 Grad heißem Dampf für ca. 45-110 Minuten, in Abhängigkeit von der Außentemperatur, fermentiert und im Anschluss unter Zuhilfenahme von großen Radiatoren getrocknet. Nun ist der pulvrige Tee nahezu fertig und muss nur noch auf Rüttelsieben nach Größe und Qualität verteilt und in den entsprechenden Behältern für die Verpackung zwischengelagert werden. Der so gewonnene Tee ist für den Gebrauch in Teebeuteln vorgesehen.
Proben des fertige Tees, werden jede Stunde im Verkostungsraum getestet, bevor sie in großen Behältern bis zur Verpackung gelagert werden. Riesige, alte Trucks amerikanischer Bauart transportieren die Teesäcke zum Versand an die Händler bzw. Speditionen die den Tee in die ganze Welt exportieren. 95% der Ernte gehen ins Ausland, vorwiegend nach England und nur ein kleiner Rest verbleibt in Simbabwe.
Vorbei an einer faszinierenden Bergkulisse, kaufen wir von den Straßenhändlerinnen, die unser Auto beidseitig umlagern fünfundzwanzig, leckere Bananen für nur einen US Dollar. Die Versorgung mit frischem Obst ist für die nächsten Tage sichergestellt.
Vorbei an weiß gekleideten älteren Leuten auf dem Weg zur Kirche und vielen Schülern die auf dem Nachhausweg sind, geht es zurück nach Mutare auf den Golf Court Campsite. Dabei beobachten wir wie manche Schulkinder mit im Kofferraum des dem Taxis transportiert werden. Bei anderen Taxis hängen die Schulrucksäcke am Außenspiegel, oder die Insassen eines verbeulten Taxis müssen die Kofferraumklappe festhalten, da hier offenbar der übliche Strick zum Festbinden fehlt.
Auf dem Weg aus dem Honde Valley sehen wir noch einmal die Felsnadeln und die beiden Wasserfälle, die unser gestriges Ziel waren.


Sehr schöner Blog. Hört sich so an, als ob ihr eine wunderschöne Zeit in Simbabwe hattet. Da bekommt man wirklich große Lust das Land zu bereisen.
So wie sich das liest, müssen wir da auch mal hin. Ein sehr schöner Blog. Und – wie immer ganz tolle Bilder👍