Marrakesch ist eine moderne Großstadt mit Shopping Malls, Supermärkten und vielen Autos. Das Verkehrsaufkommen ist unerwartet hoch, so dass die oft dreispurigen Straßen nur bedingt helfen. Man muss aber auch sehen, dass die rechte Spur weniger genutzt werden kann, da ständig dort Fahrzeuge aller Art, d.h. Taxis oder Esel- und Maultiergespanne, anhalten um Lasten auf-/abladen oder um Leute ein- bzw. aussteigen zu lassen. Fahrrad- und Mopedfahrer sowie die Taxis sehen den Stadtverkehr eher als Scooter-Rennbahn ohne bestimmte Regeln, mal links mal recht oder gegen die Spur – wie’s halt am schnellsten geht.
Für uns Gäste ist die Altstadt definitiv interessanter als die Neustadt. Diese unterteilt sich im Groben in drei Teile, die Medina, d.h. dem arabischen Viertel in dem sich die Souks befinden, die Mellah, das Judenviertel und die Kasbah in welcher sich das ehemalige Regierungsviertel, die Sultanspaläste sowie die Kasernen befinden.

Koutoubia-Moschee
Die Koutoubia-Moschee ist die größte Moschee von Marrakesch. Sie stammt aus der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts und ist damit eine der ältesten Moscheen Marokkos. Der Innenbereich darf, wie in Marokko üblich von Nicht-Gläubigen bis auf eine Ausnahme in Casablanca, nicht betreten werden. Die Koutoubia ist in 17 Langschiffe aufgeteilt und man findet hier den feinsten Stuck sowie kalligraphierte arabische Inschriften. Das weithin sichtbare Minarett ist ein gutes Orientierungsmerkmal in Marrakesch und von einer herrlichen Gartenanlage umgeben.

Djemaa el-Fna
Der Djemaa el-Fna ist der zentrale Platz Marrakeschs nahe der Koutoubia-Moschee. Der frühere ‚Platz der Gehängten‘ ist nun Rummel und Jahrmarkt, mit Getränkeständen und abends zahlreichen Grillständen. Die Schreiber, Wunderheiler aus vergangenen Tagen wie wir sie noch erleben durften, sind den Schlangenbeschwörern, Geschichtenerzählern und vor allem den Musikanten ‚traditioneller‘ Musik mit Trommeln, Tröten und dem Motto ‚Hauptsache laut‘ gewichen.
Souks von Marrakesch
Die Hauptgassen der Souks, in denen sowohl traditionelle und moderne Schuhe bzw. Kleidung, Töpfer-, Holz-, Korb- und Lederwaren sowie Schmuck angeboten werden, sind mit zahlreichen Quergassen verbunden. Das Gedränge ist groß, denn viele Bewohner von Marrakesch ziehen den Einlauf im Souk den Supermärkten und Malls der Neustadt vor. Die hohe Anzahl von Touristen tragen natürlich einen großen Anteil zu den sich drängenden Menschen bei. Die meisten Soukgassen sind bedeckt, so dass die Gassen in angenehmen Schatten liegen.
Dar Cherifa
Das Dar Cherifa hat sich zum zentralen Anlaufpunkt für Kunst und Kultur, Austausch und Begegnung etabliert. Es ist ein beschaulicher Ort inmitten der Souks um dem Trubel und der Hektik zu entkommen. Hier kann man neben ausgestellten Collagen die Ruhe in einem der ältesten bewohnten Häusern Marrakesch‘ genießen. Vögel kommen und trinken Wasser aus dem mit Rosenblättern geschmückten Marmorbecken in dem nach oben hin offenen Innenhof.

Ein Lautenspieler begleitet uns an zwei Abenden auf der Oud mit marokkanischer Berber Musik während wir die Aussicht über die Medina und das gute Essen auf der Dachterrasse genießen.
Bahia Palace
Der Komplex des Bahia-Palastes aus dem späten 19. Jahrhundert mit seinen schön angelegten Gärten und Innenhöfen umschließt eine Fläche von unglaublichen 8.000 Quadratmetern. Hier befand sich u.a. der Harem des Großwesirs, der den Bau initiierte.
Den Palast errichteten Handwerker aus Fes. Diese verantworteten auch die Ausschmückung der 150 Räume mit Stuckarbeiten und aufwendig geschnitzten Decken aus Zedernholz in einen Mix aus maurischer und andalusischer Architektur. Viele dieser fast unüberschaubaren Anzahl von Zimmer öffnen sich auf gepflasterte bzw. geflieste Innenhöfe, die mit kunstvollen Mosaiken und dekorative Arabesken geschmückt sind. Die Räumlichkeiten sind zum Teil miteinander verbunden oder haben Zugang zu angrenzenden privaten Bädern. Am Ende das Palastes gibt es einem beeindruckend großen Hof mit einem komplett marmorierten Boden und einer umlaufenden gedeckten Veranda.
Medersa Ben Youssef
Unmittelbar gegenüber der Moschee Ben Youssef ist die ehemalige Koranschule Medersa Ben Youssef und das Marrakesch Museum zu finden. Die Medersa wurde bereits im 14. Jahrhundert gegründet, große Teile des Dekors stammt jedoch erst aus der Zeit der in Marrakesch residierenden Saadier-Dynastie im 16. Jahrhundert. Für die Schüler gab es rund 130 um einen Innenhof gruppierte Kammern, in denen bis zu 900 Studenten untergebracht werden konnten. Die Medersa ist eine Mischung aus arabischen und andalusischen Stilelementen. Das Stuck-Dekor bzw. die Verzierungen und Holzschnitzereien zeigen, wie vom Islam vorgeschrieben, keine Darstellungen von Menschen oder Tieren sondern ausschließlich Inschriften und geometrische Muster. Auf dem Schwarzweißfoto ist gut zu erkennen, in welch renovierungsbedürftigen Zustand die Medersa einst war.
Marrakesch Museum und das Koubba el-Baadiyn
Die Brunnenanlage Koubba el-Baadiyn diente der Trinkwasserversorgung in der Medina und für die vom Koran vor dem Gebet vorgeschriebene Waschung im Innenhof der Moschee. Sie gilt als ein letztes erhaltenes Beispiel eines Kuppelbaus aus dem 12. Jahrhundert in almoravidischer Architektur. Als wir das Museum erreichen, hatte es leider bereits geschlossen, so dass wir nur noch in den vorgelagerten Innenhof gelangen. Dafür entdecken wir das direkt der Medersa gegenüberliegende Dar Bellarj.
Fondation Dar Bellarj Maison Des Cigognes
Das Dar Bellarj ist ein, lange Jahre verwahrlostes, aber nun hervorragend restauriertes, traditionelles Riad, wie man im Vergleich mit den historischen Schwarzweißaufnahmen sieht. Das Riad ist heute ein Ort für Kunst, Lesungen sowie Ausstellungen.
Gräber der Saadier
Die Saadier, eine muslimische Dynastie, machten Marrakesch 1554 zu ihrer Residenz und Ahmed El-Mansour, der zweite Sultan aus der Familie der Saadier lies die Nekropole in Marrakesch anlegen. Es handelt sich um ein Gebäude aus maurischer Zeit und man fühlt sich wie in einen Traum aus „1000 und einer Nacht“. Wir haben inzwischen einige Medersen in Marokkos Städten gesehen und sind die Stuck- und Schnitzarbeiten in den Stalaktitbögen bzw. Decken gewöhnt, aber so etwas ist uns noch nicht untergekommen.
Ein schmaler Gang führt zu den beiden Mausoleen, die mit Carrara-Marmor und kostbarem Mosaik- und Stuckwerk aufwendig gestaltet sind. Das kleinere Mausoleum ist in seiner Ausstattung um einiges schlichter gehalten als die größere der beiden Hallen. Die Kuppel des großen Saals, dem „Saal der zwölf Säulen“, ist reich mit Schnitzereien verziertem Zedernholz gebaut und ruht auf zwölf Säulen. Der gesamte Raum ist verschwenderisch mit Stalaktitbögen und Zellij-Kacheln ausgestattet. Reich geschmückte Torbögen erlauben Blicke in die angrenzenden Räume, so dass es eine nahezu endlos aneinander gereihte Kette von stuckverzierten Bögen zu geben scheint.
In dem orientalischen Garten, der die beiden Mausoleen verbindet, herrschte eine angenehme Ruhe nachdem die beiden Busgruppen durchgeschleust waren. Im Garten befinden sich einfache Gräber in denen Familienangehörige der Herrscher ihre letzte Ruhe fanden.

El-Badi Palastruine
Vom El-Badi Palast der am Ende des 16. Jahrhunderts erbaut wurde sind nur noch die Ruinen der Lehmmauern übrig. Er wird allerdings, wie viele alte, halbverfallene Gebäude in Marokko, inzwischen renoviert. Das zeigt, dass der Tourismus auch positive Aspekte hat. Wie lange sich die Bauarbeiten noch hinziehen werden, steht in den Sternen. Aktuell sieht es noch nicht nach viel Erfolg aus.
Bab Agnaou und Medina
Das Bab Agnaou bildet die Grenze zwischen der Medina und dem ehemaligen Palast- und Regierungsviertel, der Kasbah. Es ist, als Teil der historischen Befestigungsanlagen, das prächtigste der 19 Stadttore Marrakeschs. Der Name stammt von den Berbern und bedeutet „Tor der Schwarzen“ und bezieht sich auf Menschen mit schwarzer Hautfarbe.
Die Händler bieten überall in den umliegenden Gassen Obst und Gemüse sowie getrocknete Rosen- und andere Blüten zum Verkauf an. Mobile Tankstellen – mit amtlichen Zulassungskennzeichen – für die unzähligen Mopeds, sehe ich hier das erste Mal.
In den Gerberhöfen (Tannerie)
Das Gerberviertel ‚Quartier des Tanneurs‘ befindet sich in der Nähe des Bab Debbagh-Tors östlich der Medina von Marrakesch. Wir haben ganz in der Nähe einen Parkplatz gefunden und gehen die ca. 1,5 Km durch die Gassen zu den Gerberhöfen, die wegen des Gestanks traditionell am Rande der Stadt liegen.
Die im 17. Jahrhundert entwickelten Herstellungsprozesse haben sich kaum verändert. Bei dem Gang zwischen den Gerbbecken sehen wir wie die Felle mit einer Kalklösung von Hand mit einer groben Bürste eingerieben werden. Zunächst werden die Häute manuell gereinigt in dem alle Haarspuren u.a. durch schaben entfernt werden. Danach kommen die Felle in gemauerte Becken um sie mit mineralischen Tanninen, d.h. mit Taubenkot, Kalk und Salz in Wasser aufgelöst, zu gerben. Das soll die Geschmeidigkeit und Beständigkeit verbessern.
Nach dem mehrmaligem wässern der Felle, um die Gerbstoffe auszuspülen, werden sie in weiteren Becken mit pflanzlichen Stoffen gefärbt. Dazu gibt man schaufelweise pulvrigen Farbstoffe ins Wasser, wirft die Felle in das Becken um diese mit Füßen in die farbige Flüssigkeit zu treten. Nachdem sie über mehrere Stunden bzw. Tage gefärbt wurden, trocknen sie anschließend in der Sonne.
Wie zu erwarten war drängt sich, sobald wir uns dem Gerberhof nähern, ein selbsternannter Führer auf und leitet uns die wenigen Meter zu einem kleinen, schmutzigen Balkon. Von hier sieht man Felle soweit das Auge reicht. Die Felle liegen zum Trocknen auf den Rändern der Gerb- bzw. Färbebecken oder werden gerade in die Becken gedrückt oder aus den trüb-schmutzigen Brühen herausgezogen. Einige der Männer stehen über die Knie tief, inzwischen mit hohen Stiefelen, in den Becken mit streng riechenden Flüssigkeiten, um die Felle in den Flüssigkeiten zu beizen bzw. zu färben. Andere waschen die Felle in einem großen eckigen Wasserbecken aus. Es ist heiß und es stinkt nach Verwesung sowie Urin, so dass das Büschel Minze, was uns der Guide zu Beginn gab, gute Dienste erweist.
Die Lederwaren die im Anschluss zum Verkauf angeboten werden, sind immer die selben, Babuschen, Taschen und Gürtel. Zwei Jacken probiere ich, aber die Farben sind trist, die Schnitte schlecht und die Qualität des Leders lässt sehr zu wünschen übrig. Es ist kein weiches und geschmeidiges Leder, wie bei den Jacken die ich vor Jahren hier in Marokko kaufte.
Menara-Garten
Der etwa 100 Hektar große Menara-Garten ist ein öffentlicher Park am Stadtrand von Marrakesch, nahe des Flughafens. Er wurde von den Almohaden im 12. Jahrhundert angelegt. Der weitläufig Olivenhain der zum Meanra-Garten gehört, wird durch das Wasserbecken in der Mitte der Gartenanlage bewässert. In früheren Tagen, sollten Soldaten die nach Südspanien entsandt wurden, hier schwimmen lernen.


Camping Le Relais
Der ehemals beschauliche Campingplatz wuchs zu einer ca. 100 und mehr Fahrzeuge fassenden Unterbringung an. Zwar noch immer sehr schön, aber für uns ungewohnt groß und voll. Ganz am nördlichen Rand des Geländes, nahe dem privaten Bereich der Eigentümer, entdecken wir noch freie Stellplätze und suchen einen Platz mit Sonne für die Solarzellen und etwas Schatten für uns. Während des Frühstücks am dritten Tag, schlägt einer der beiden Pfauen ein Rad. Bislang fielen die beiden nur durch ihren aristokratisch anmutigen Gang und das laute, katzenähnlichen laute Rufen, welches wie Miauen klingt, auf. Leider auch schon in den ganz frühen Morgenstunden. Mit frisch gebackenen Selen aus dem eigenen Backofen lässt sich der Tag jedoch gut beginnen und am Abreisetag überrascht uns der Verkauf in der Boutique am Eingang sogar mit frischem Baguette.