Lüderitz und Kolmanskop
Lüderitz und Kolmanskop

Lüderitz und Kolmanskop

Auf dem Weg von Koiimasis nach Lüderitz kommt Wind auf als die B4 erreicht ist. Dieser entwickelt sich, je näher wir der Küste kommen, zu einem regelrechten Sandsturm. Schwerers Gerät ist bereits auf der Hauptverbindungsstraße und den Eisenbahnschienen, die parallel zur geteerten B4 verlaufen, unterwegs um den Sand aus dem Weg zu räumen. Die Stadt zu besichtigen kommt aktuell nicht in Frage, da der Staub und Sand überall ist. So nutze ich die Zeit für einen Frisuerbesuch, war eh mal wieder an der Zeit. Anstatt draußen an dem netten Stellplatz am Meer mit Blick auf die Bucht von Lüderitz zu sitzen, müssen wir uns ins Womo zurückziehen da sich der Sturm, der noch immer viel Sand aufwirbelt, nicht legen will. Wir verkleben das Lüftungsgitter des Kühlschranks, da viel Sand dadurch ins Fahrzeuginnere, d.h. direkt unter dem Kühlschrank auf die Küchenplatte geblasen wird.

Lüderitz

Lüderitz, eine namibische Hafenstadt an der Lüderitzbucht am östlichen Südatlantik, ist eine deutsche Gründung vom Mai 1883. Die Stadt liegt im Süden Namibias und versorgt seit ihrer Gründung das Binnenland mit importierten Gütern. In der Blütezeit der Stadt kam regelmäßig einmal im Monat ein Schiff der Woerman Reederei aus Deutschland nach Lüderitz und brachte zuverlässig die bestellten Waren. Heutzutage klappt das laut Auskunft der Bewohner bei weitem nicht mehr so zuverlässig und die Menschen müssen häufig mehrere Monate auf die Lieferungen warten. Viele der Baumaterialen, wie Toiletten, Bäder, Fenster oder Möbel wurden aus Deutschland geliefert. Die deutsche Architektur ist, wie auch in Swapkpmund, unverkennbar.

Kolmanskop

Kolmanskop liegt ungefähr zehn Kilometer östlich von Lüderitz. Sie wurde nach Johnny Coleman, der mit seinem Ochsenkarren 1905 in einer Düne steckenblieb, benannt. Er konnte sich retten aber sein Ochsenkarren blieb für zwei Jahre in der Düne stecken. Der Ort verdankt seine Entstehung den Eisenbahnarbeitern August Strauch und seinem Mitarbeiter Zacharias Lewala die 1908 am benachbarten Bahnhof zufällig die ersten Diamanten fanden. Zacharias Lewala, ein früherer Minenarbeiter in Südafrika, erkannte die oben auf dem Sand liegenden Steine als Diamanten und brachte sie zu August Strauch. Die Diamanten mussten nur aufgeklaubt und zunächst gar nicht geschürft werden. Zwei Monate konnten die beiden ihr Geheimnis bewahren und sich in der Zwischenzeit die Schürfrechte für zahlreiche Grundstücke notariell sichern. Erst als August Strauch in Swakopmund die ersten Steine zum Verkauf anbot, verbreitete sich die Neuigkeit vom Diamantenfund rasch in der Stadt und der Diamantenrausch war nicht mehr aufzuhalten.

Die Bewohner von Kolmannskuppe lebten in für dieser Zeit, in unglaublichem Luxus, in einer Umgebung, die trostloser und lebensfeindlicher wohl kaum sein konnte. Wasser wurde aus dem 1000 km entfernten Kapstadt, auf dem Seeweg angeliefert und war so teuer wie Alkohol. Bis zu 400 Menschen lebten in Kolmanskop in teilweise herrschaftlichen Steinhäuser nach deutschem Vorbild. Die ca. 800 Minenarbeiter aus dem nördlichen Owambo, wohnten getrennt vom Ort in Mannschaftsunterkünften außerhalb der deutschen Siedlung. Der unbarmherzigen Hitze wurde dank ausgeklügelter Technik mit einer Eisfabrik zur Herstellung von Blockeis entgegen gewirkt. Jeder Haushalt hatte zudem seinen eigenen Kühlschrank und eine von Eseln gezogene Stadtbahn lieferte morgens die Eisblöcke an jedes Haus. Auch die Ehefrauen der hier ansässigen Angestellten, nutzen die Straßenbahn für ihre Einkäufe auf dem doch recht übersichtlichen Gelände. Das Elektrizitätswerk, eine Schule mit Meerwassserschwimmbecken sowie ein Krankenhaus mit dem ersten Röntgengerät Afrikas boten für so eine kleine Ansiedlung einen gehobenen Standard wie er nicht in jeder deutschen Stadt zu dieser Zeit zu finden war. Das Röntgengerät diente aber nicht nur medizinischen Zwecken sondern kam auch bei Verdacht auf Diamantenschmuggel zum Einsatz. Sollte sich dieser bestätigen gab es Rizinusöl für den Verdächtigen und in einem eigenem Toilettenhaus mit vier separaten Toiletten und einem feinmaschigen Sieb unter der Schüssel wurden die Diamanten aufgefangen. Die ortseigene Bäckerei und Metzgerei mit Kühlhaus, versorgten ihre Bewohner aufs Beste. Ein großes Kasino mit Turnhalle bzw. Ballsaal mit einer Theaterbühne und natürlich einer Kegelbahn wurde in späteren Jahren errichtet.

Die sandverwehten Häuser machen trotz ihres morbiden Charmes einen etwas verwahrlosten Eindruck, wobei einige wenige Räume im Haus des Minenverwalters inzwischen resaturiert wurden. Eines der Häuser wird nur noch durch den Sand in den Räumen vor dem Einsturz bewahrt.

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