Im Land der Himba an den Epupa Falls
Im Land der Himba an den Epupa Falls

Im Land der Himba an den Epupa Falls

Outjo

der letzte Tag im Etoscha Nationalpark war mehr anstrendend als lohenswert, so fällt der Abschied von schlechten Straßen resp. Wellblechpisten nicht schwer. In Outjo treffen wir gegen 14 Uhr ein, zu spät um in der örtlichen Werkstatt unseren defekten Reifen, der an der Flankenseite zwei Beulen wirft, tauschen zu lassen. Erst am Montag haben wir Gelegeneit bei Weimann, der letzten Werkstatt vor der angolanischen Grenze, einen neuen BF Goodrich Reifen zu bestellen. Schom am nächsten Tag ab 7 Uhr ist er abholbereit. Ich lasse ihn gleich montieren und der Ersatzreifen wird wieder in die Heckgarage verstaut. Alle Arbeiten werden mit deutscher Gründlichkeit erledigt. Der schmucke und saubere Ort Outjo ist eine deutsche Gründung und die Weimanns sind seit vielen Generationen hier ansässig. Nebenan gibt es einen gut sortierten Spar-Markt sowie eine deutsche Bäckerei, bei der wir uns seit unserer Ankunft am Samstag mit Apfeltaschen und -kuchen, sowie leckeren frischen Semmeln versorgen.

In der Etotongwe Lodge kann man sich nur wohlfühlen. Sie liegt gerade mal einen knappen Kilometer vor Outjo und somit nicht weit vom Bäcker entfernt. Ein großer Pool, leckere Getränke von der Bar und auch gutes Wild am Abend lassen nichts vermissen. Letztendlich werden es vier entspannte Tage die wir hier verbringen. Unsere schweizer Reisebekannten tauchen am letzten Tag ebenfalls in der Lodge auf, so dass es wieder ein netter und langer Abend wird.


Im Land der Himba

Nun geht es an den Kunene, den Grenzfluss der Namiba von Angola trennt. Unmittelbar in Flussnähe wechselt die Vegetation von wüstenähnlicher in tropische Landschaft mit haushohen Palmen. Die damit einhergehende Schwüle macht das Klima bei der inzwischen großen Hitze nicht besser. Auch Nachts bleibt es bei einer minimalen Temperatur von 30 Grad und kühlt nicht mehr wie im Etoscha auf 15-18 Grad ab.


Opuwo

Von Outjo sind es bis Opuwo ca. 300 Kilometer. Kurz vor dem Ort finden wir einen rustikalen Campsite am Ufer eines ausgetrockneten Flusses. Von dort geht es am Morgen im Ort einkaufen denn wer weiß ob wir die nächsten Tagen noch frische Lebensmittel bekommen werden. Die Auswahl fällt nicht schwer da es nur einen Supermarkt und zwei Tankstellen gibt. Opuwo macht keinen so aufgräumten Eindruck wie noch Outjo. Im Ort sind viele Himbas unterwegs und beim Einkauf werden wir ständig angebettelt. Entweder wir sollen ihnen Souveniers abkaufen oder Lebensmittel wie Öl oder Mais für sie einzukaufen. Ein etwas ungemütlicher Ort in dem man nicht gerne verweilt. Nochmals frisch nachgetankt geht’s auf die Gravelroad die sich, bis auf die letzten 40 Kilometer die deutlich mehr Wellblech aufweisen, recht gut fahren lässt. Die Landschaft ist anfangs noch von eingezäunten Viehweiden – allerdings ohne Nutztiere – geprägt und wird dann zusehends karger. Vereinzelte Himbasiedlungen sind zwischen den Mapanewäldern zu sehen.

Epupa Falls Campsite

Der „Epupa Falls“ Campingplatz liegt in unmittelbarere Nähe zu den Wasserfällen des Kunene die wir von unserem Stellplatz, der direkt am Wasser liegt, aus sehen können. Ein herzlicher Empfang lässt die gegen Ende zu anstrengende Fahrt bei über 37 Grad vergessen. Zwei Tage wollten wir bleiben, rasch werden mal wieder 3 Tage draus, denn wir müssen ja noch den Pfad am Fluss des Wasserfalls entlang wandern und wer hat in der größten Mittagshitze noch Lust zu neuen Zielen aufzubrechen.

Epupa Falls

Über die 40 Meter hohen Felsen stürtzt der Kunene in Richtung Westen. Der Fluss entspringt in Angola und ist einer der Flüsse mit der höchsten Fließgeschwindigkeit Afrikas. Er ist über 1000 Kilometer lang, überquert bei Ruacana die Grenze zu Namibia und fließt in einem 30 Kilometer breiten Delta im Westen Nambias in den Atlantik.

Besuch im Himba Dorf

Am Tag nach unserer Ankunft steht der Besuch eines Himba Dorfs an. Etwas skeptisch ob so einer ‚Besichtigung‘ nehmen wir den lokalen Guide mit ins Auto und fahren die 7 Kilometer auf der Piste Richtung Opuwo zurück. Dort stehen mehere Lehm- und Strohhütten, die wir bereits bei der Hinfahrt nach Epupa sahen. Nicht ausgesprochen einladend ist diese kleine Ansiedlung, aber das weiß man erst im nachhinein. Vor der Abfahrt ins Dorf kaufen wir noch einen Sack Mais, zwei Kilo Zucker und anderes als Gastgeschenk für die Himbas. Der Guide klärt nach der Ankunft im Dorf zunächst der Grund unseres Besuchs und bittet um Erlaubnis für uns das Dorf besichtigen zu dürfen. Den Bewohnern dürfte vermutlich klar sein warum wir Ausländer kommen, denn der Guide bietet die Tour am Camping ja seit längerer Zeit an. Er erklärt, dass alle Einwohner dieser Ansiedlung, bestehend aus ca. 8 Rundhütten, eine Familie sind. Wenn der Dorfchef nicht mit den Söhnen auf entfernten Viehweiden unterwegs ist, muss er immer zwei Nächte bei einer Frau verbringen. Nur wenn er sich akribisch daran hält bleibt der Dorffrieden gewahrt. Der Patriarch verstarb vor wenigen Wochen, daher stehen vereinzelte halbverfallene, leere Strohhütten, die für die angereisten Verwandten errichtet wurden, verlassen auf dem Areal. Der verstorbene Mann dieses Dorfs hatte vier oder mehr Frauen und zahlreiche Kinder. Nach dem Tod des Dorfpatriachen übernimmt nun die erste Frau die Rolle des Dorfchefs und es muss bei allen Belangen um ihre Zustimmung gefragt werden. Sobald ein junger Mann heiratet entfernt er sich aus seinem Heimatdorf und gründet mit seiner Frau ein neues Heim. Mütter, Schwieger- und Großmütter ziehen dann, je nach Versorungslage, mit ein. So stehen in Sichtweite weitere Rundhütten, die aber anderen Sippen bzw. Familien gehören.

Der Guide führt uns durchs Dorf, stellt uns vor, erklärt vieles und übersetzt unsere Fragen. Verheiratete Frauen tragen eine in Lehmpaste gewickelte Haarverlängerung aus Haaren ihrer Brüder. Frauen cremen sich mit einer ockerfarbenen, Männer mit einer schwarzen Paste, die aus einem Farbpulver, geschmolzener Butter mit Wildkräutern gemischt und verrührt wird, ein. Die Paste soll die Haut vor Austrocknung durch die Sonne schützen. Das Gerüst der Hütten besteht aus Mupane-Holzstangen, das Dach wird entweder mit Stroh oder einem Gemisch aus Kuhdung und Lehm bedeckt. Auf einer offenen Kochstelle wird Pab, ein klebriger Maisbrei, zubereitet. Dieser schmeckt vergleichbar zu unseren Klößen. Er stellt die tägliche Hauptnahrung dar, denn generell gibt es Fleich und Kleintiere eher selten. Wie man sich davon gesund ernähren kann ist mir noch nicht klar geworden, denn Gemüse scheint wie Fleisch ebenfalls rar zu sein. Pab findet man nicht nur bei den Himbas, sondern im gesamten südlichen Afrika. Jede der Rundhütten hat einen kleinen, abgesperrten Dachspeicher in dem Vorräte zurückgelegt werden. Traditionell sind Frauen und Männer nur mit einem Lendenchurz und verschiedenen Tüchern bekleidet. Aus kulturellen Gründen werden den traditionell lebenden Himbas in jungen Jahren die beiden unteren Schneidezähne mit einen Holzast ausgeschlagen.

Bevor wir gehen, übergibt uns die Dorfälteste zum Abschied eine Kalebase in der Milch geronnen wird.

Markttag im Epupa

An jedem 20. des Monats wird eine staatliche Unterstützung an die Himbas, Hereos wie auch andere Völksstämme ausbezahlt. Wenn der 20. auf einen Sonntag fällt, wird die Auszahlung entweder um einen Tag vor- oder nachverlegt. So ergibt es sich geradezu passend, dass heute am 19. großer Marktag in Epupa ist. Zahlreiche Himbas kommen aus entfernten Dörfern, teilweise zu Fuß oder auf einem offenen Pickup nach Epupa. Wie auf einer Dult bei uns, werden Textilien, Kräuter, kleine Elektrogeräte und Schuhe gehandelt. Es handelt sich sowohl neue als auch um gebrauchte Artikel aus westlichen Textilspenden. Alles wird auf Decken am Boden ausgebreitet, denn Tische gibt es auf dem offenen Markt nicht. In den zwei Dorfläden hingegen werden die notwendigen Grundnahrungsmittel wie Mais, Öl, Zucker aber auch Telefongutscheine zum Aufladen der Prepaidhandys verkauft. Der Verkaufstresen beider Dorfläden ist mit starken Gittern gegen unbefugten Zutritt gesichert, was den Eindruck einer Gefängnisausgabe erweckt.


Entlang des Kunene nach Ruacana

Um die Strecke zurück nach Opuwo zu vermeiden, wählen wir die von einigen Travellern empfohlene 160 Klilometer lange Piste entlang des Kunene Rivers die landschaftlich wirklich lohenswert ist. Nur im nahen Uferbereich gibt es Makademiapalmen, Sumpfpflanzen und alles ist grün. Welch ein Kontrast zur staubigen Piste die sich nur wenige Meter daneben in einem ständigen steilen, achterbahnmäßigen Auf und Ab am Fluss entlang windet, denn Brücken über die meist ausgetrockneten Zuflüsse gibt es nicht. Keines der angeblich so zahlreichen Flusskrokodile im Kunene bekamen wir zu Gesicht, was ja vielleicht auch besser ist. Dafür gibt es immer wieder Hütten aus denen die Kinder wie der geölte Blitz auf die Straße rennen, sobald sie ein Fahrzeug hören und uns um sweeties anbetteln.

Wie auf unserer Reise im südlichen Afrika inzwischen üblich suchen wir uns gegen 10 Uhr einen gemütlichen Platz zum Frühstück. Wenn möglich an einem Fluss oder Ausischtspunkt.

Kunene River Lodge

Am Nachmittag ist die Kunene River Lodge erreicht und das sind bereits zwei Drittel der Strecke nach Ruacana. Wie der Name der Lodge vermuten lässt, liegt diese direkt am Ufer des Grenzflusses, bietet angenehm große Stellplätze und einen kühlen Pool. Nebenan steht ein Münchner Paar das unser Auto schon am Epupa Falls Camp gesehen hat, dort aber leider keinen Stellplatz mehr bekam. Rasch werden Erfahrungen und Tipps ausgetauscht. Von Angola ziehen gegen Abend dunkle Wolken auf, aber außer etwas Wetterleuchten passiert nichts.

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