
Xerokampos
Zugügig geht’s gen Osten, der Wind nimmt wie erwartet zu, aber das Licht der Ägäis ist einfach unvergleichlich und lässt uns den Tag genießen. Rasch schraubt sich die Überlandstraße auf 800m hoch und gewährt einen fantastischen Ausblick auf Xerokampos mit den beiden vorgelagerten Inseln. Die Temperatur ist sichtlich gefallen und hat die 20° bereits unterschritten. Der kräftige Wind trägt ebenfalls seinen Teil zur gefühlten Frische bei.
Auf dem Bergscheitel weiden Ziegen zur Linken und Schafe zur Rechten. Fast wie in ländlichen Kirchen früher. Wenige Lämmer suchen Schutz bei ihrer Mutter und beäugten mich äußerst kritisch als ich mich wegen ein paar Fotos an die Herde leise heran schlich.
Erst als der Schäfer mit seinem alten, schäbigen Pickup kommt und Strohballen verteilt, verlieren die Schafe ihre Scheu sowie Vorsicht und eilen zum angebotenen Fressen.


Auf steilen, aber geteerten Serpentien geht es rasch die letzten 400 m auf 3 km bergab. Ein Panorama, das immer wieder zum Halt einlädt.

In Xerokampos angekommen müssen wir uns erst einmal orientieren, was nach neun Jahren auf Grund der regen Bautätigkeit nicht leicht fällt.
Zunächst ist unser Traumstrand nicht auffindbar. Erst eine intensive Google Recherche gab uns weitere Optionen an die Hand. Bingo, wir fanden zu unserer Bucht und hatten im Nuh den erhofften Sandstrand vor uns. Eine Kehre mit kleinen Felstreppen, die inzwischen für PKWs entschärft wurde, gab mir die Gewissheit richtig zu sein.



Die kleine Kapelle wurde erst vor wenigen Tagen durch ein Erbbeben der Stärke 6,4 welches die dreihundert jährige Kapelle 20 m neben unserem Stellplatz, nahezu zum Einsturz brachte. Nur die Fasade blieb mit starken Rissen stehen. Der Rest des Kirchleins ist Geschichte und nur noch ein trauriges Trümmerfeld. Auch heute Morgen rüttelte ein Beben mit 4,1 die Bewohner auf.


mit dem Kajak auf der Suche nach der Bucht der Agia Ireni
Ein wolkenloser blauer Himmel und dazu ein spiegelglattes Meer bestätigen die Annahme, dass „unser Privatstrand“ derzeit der best mögliche Aufenthaltsort ist. Die kommende Woche soll das Wetter wechselhaft und vor allem windig werden. Doch heute ist es sonning und vermeintlich nahezu windstill. Nach verlassen der geschützten Bucht nimmt der Wind deutlich zu. Sandfarbene Wolken am Horizont bringen mich, nachdem ich alle vorgelagerten Felsen umrundet hatte, dazu nun doch kehrt zu machen.
Am nächsten Tag paddle ich trotz unruhigem Meer los und es ist genau umgekehrt zum Vortag. Denn als ich unsere Bucht verlasse, bin ich im Windschatten der vorgelagerten Felsinseln und der Wind legt sich zunehmend. Vielleicht finde ich ja den kleinen Fjord des Paralia Agia Ireni wieder. Aber es zieht sich, so dass ich beinahe umkehre, aber kurz bevor ich kehrt mache sehe ich noch einen Felsen hinter dem sich ggf. ein Strand verbergen könnte. An den Strand der heiligen Irene denke ich zunächst gar nicht, denn den vermute ich noch viel weiter südlich. Ich habe die Bucht gefunden und zwar Tamarisken stehen wie vor Jahren am groben Kiesstrand zusammen mit der kleinen Fischerhütte und einer Toilette am Strand. Denn kurioserweise hat jemand eine Toilettenschüssel auf einen Betonsockel angebracht. Mag ja für den einen oder anderen Fischer bequem sein. Ich brauchs nicht. Mir reicht ein Bad im klaren und spiegelglatten Meer.

Paralia Agia Ireni
Wie vorhergesagt bläst heute am morgen recht kräftiger Wind und peitscht das Meer auf. Stört nicht weiters, denn nach vier Tagen in unserer Traumbucht mit Sandstrand wird es Zeit für neue Ziele.
Das nächste Ziel ist auch bereits ausgemacht: der Strand der Agia Ireni auf dem Landweg solls sein. So fahren wir die Serpentien, auf denen wir am Mittwoch letzter Woche Xerokampos erreichten, nun in umgekehrter Richtung hoch bis auf 550m über dem Meeresspiegel. Ein kleine, zunächst bis zum nächsten Ort noch geteerte Straße führt wieder nach unten. Die Ortsdurchfahrt ist für den Nissan Navarra gerade so ausreichend, nur am Ortsrand muss ein anderer Pickup ins Unterholz rangieren damit wir an ihm vorbei kommen.

Auf grober Fels- / Schotterpiste geht’s in zum Teil in sehr engen und ausgewaschenen Kehren auf Meereshöhe hinunter. Die karge, von Schluchten und Höhlen geprägte Felslandschaft, ist faszinierend. Der Downhill mit dem Camper ist aber nicht weniger herausfordernd. Zwischen Oleanderbüschen geht die Piste entlang und durch das derzeit ausgetrocknete Bachbett. Christine klingt erleichtert als der Stand erreicht ist.



An einem windgeschützten Platz, unmittelbar am Wasser, lässt sich der restlichen Tag gut verbringen denn die heftigen Windböen fegen nach wie vor durch das enge Tal. Aber davon ist heute der gesamte Osten Kretas betroffen.
Nach ein wenig Nieselregen in den frühen Morgenstunden scheint nun wieder die Sonne. Der Wind wurde leichter, aber die Böen erscheinen mir für die Drohne noch zu stark zu sein.
Irgendwann wage ich es trotzdem und fliege nicht so hoch wie sonst. Auch auf’s Meer hinaus mit Blick in die Bucht auf unseren netten Stellplatz wage ich es nach ein paar Flugversuchen. Noch zwei Fotos und dann wieder durchs Tal fliegen weils einfach Spaß macht.

Unglaublich schön sind die offenen Felshöhlen. In vielfältigen Ocker und Grauschattierungen präsentieren sich die Felsabbrüche.
Bei dem haushohen Felsenturm mit rießigem Loch, welches den Blick auf den blauen Himmel freigibt, wende ich die Drohne und urplötzlich gibt es Bildabbrüche und die Drohne reagiert nicht mehr. Auf dem Monitor sind Blätter, Geäst und zwischendrin blauer Himmel zu erkennen. Der Wind hat die Drohne aus der Bahn geworfen und irgendwo im Getrüpp abgelegt. Nun ist suchen angesagt.
Mit Erfolg 🤩. Nur ein Rotorblatt hat’s gekostet und vorne ein paar kleine Schrammen. Aber ich hab‘ sie wieder 👏.
Nach dem Schrecken beginnt der Rückweg die enge Schotterstraße bergauf. Nun nehmen wir den Abzweig im letzten Drittel nach Xerokampos um die enge Ortsdurchfahrt von der Anfahrt zu vermeiden.

Dann geht’s auf zwar geteerten, aber engem Weg mitten durch einen Olivenhain. Die niedrig hängenden Zweige schaben und kratzen was das Zeug hält. Den stärkeren Ästen konnten wir ausweichen, so dass keine Schäden am Aufbau entstanden. Der Ausblick auf das zum Meer hin abfallende Gebirge ist geradezu grandios und auch der Strand Agia Ireni ist zu erkennen. Ein letzter wehmütiger Blick zurück auf die Bucht bevor wir den Rückweg Richtung Lassithi Hochebene und Heraklion antreten.