Der Norden von Marokko
Der Norden von Marokko

Der Norden von Marokko

Abfahrt Algeciras

Frühmorgens um 7 Uhr suchen wir das richtige Gate im Hafen um nach Marokko überzusetzen. Aber einen Ticketschalter zu finden ist gar nicht so einfach, denn da wir uns an den Hinweistafel für ‚Tanger‘ orientieren, landen wir zunächst an einer Zufahrt die mit einer Schranke gesichert ist. Hier ist nur Einlass bzw. Durchfahrt mit einem gültigen Ticket für eine gebuchte Überfahrt. Also kehren wir um und suchen ein offenes Hafenbüro. Die Straßen führen dummerweise alle aus dem Hafen raus auf Autobahnen nach Sevilla oder ins Zentrum von Algeciras. Wir drehen eine Runde, halten bei einem Büro welches Fährtickets zu nächtlicher Stunde verkauft, aber die Überfahrt ist bereits in 45 Minuten bzw. erst um 15 Uhr. Die erste Möglichkeit ist zu knapp, die Zweite dauert viel zu lange. Also geht es zurück in den Hafen. Beim zweiten Anlauf finden wir einen Parkplatz, ein Guide weist uns auf ein Ticketbüro außerhalb des Hafens hin. Als wir von dort zurück kehren, mit dem Nachweis der bezahlten Überfahrt in der Hand, sehen wir ein Hafenbüro gegenüber des Parkplatzes das vermutlich Fährtickets verkauft. Egal, wir hätten uns vermutlich die Vermittlungsgebühr hier im Hafen sparen können, aber so haben wir zumindest um 9 Uhr eine schnelle, nur einstündige Überfahrt nach Ceuta. Dies sollte sich wegen der raschen Grenzabfertigung noch als Vorteil erweisen. Rasch geht es zum Gate. Motor aus und zunächst Kaffee kochen und erstmal frühstücken. Als wir fertig mit dem Frühstück sind, beginnt die Einschiffung und eine Stunde später landen wir in Afrika an.

Ankunft in Ceuta

Die Ankunft und Zollformalitäten sind schnell und unkompliziert erledigt, was für Marokko außergewöhnlich ist. Kein langes Warten am Scanner oder dem Immigrationsbüro. Ein eigene Einreisespur wird für uns geöffnet, was zu einem Disput zwischen den Zöllnern führt uns aber nicht weiter behelligt. Der Drogenhund läuft brav ums Auto, der Zöllner sowie der Polizist des Drogendepartments sind mehr an unserem Camper interessiert, und schauen sich den Ausbau des Wohnmobils an – und innerhalb von 20 Minuten sind wir in Marokko eingereist. Es ist das sechste Mal, dass wir nach Marokko reisen, aber so flott und freundlich ging es noch nie.

Chefchaoun

Nachdem wir Geld abgehoben und zwei SIM Karten mit vorläufig ausreichendem Datenvolumen gekauft hatten, geht es ohne großen Aufenthalt zielgerichtet nach Chefchaouen. Die Stadt ist im Rifgebirge gelegen, liegt auf 600 Meter Höhe und ist wegen seiner meist blau gestrichenen Häuser bekannt. Die Stadt hat einen besonderen Liebreiz, denn wie in andalusischen Dörfern gibt es kleine verwinkelte Gassen zwischen den weiß oder blau getünchten Häusern.

Im Jahr 1471 wurde Chefchaouen für eine kleine Bevölkerung, hauptsächlich aus Berbern bestehend, gegründet. Einen starken Zustrom von Einwohnern erlebte die Stadt im Jahr 1492, als die aus Spanien ausgewiesene Muslime und Juden nach Marokko flüchteten. Diese Einwanderungswelle prägt bis in unsere Tage die Architektur der Altstadt. Verständlicherweise zieht die Stadt inzwischen zahlreiche Touristen an, die sich rund um die Uhr in den engen Gassen drängen. Vor mehr als 25 Jahren hatte das Rifgebirge noch unter dem Ruf des Rauschgiftanbaus und der damit einhergehenden Probleme zu kämpfen. Dies hat sich nun zum Positiven entwickelt und damit einhergehend auch der Tourismus in all seinen Facetten. Die blau getünchten Häuser und die nur im Rif getragenen und mit bunten Wollbommeln ausgestatteten Hüte, tragen zum folkloristischen Lokalkolorit bei.

Die Kasbah am Place Uta al Hammam ist eine befestigte Burganlage, in dessen Inneren sich ein Museum befindet. Um den großen freien Platz drängen sich zahlreiche Restaurants, die trotz der hohen Anzahl von Touristen, eine vorzügliche Küche bieten. Kleine Handwerksbetriebe und inzwischen viel zu viele Verkaufsgeschäfte buhlen um die Gunst der durchströmenden Käufer. Die vormals so ruhige Stadt wird nun leider von vielen Tagesgästen besucht.

Unterwegs nach Moulay Idris

Aus den grünen Pfefferminztee trinkenden Marokkaner wurden in den letzten 10 Jahren überzeugte Kaffeetrinker. Arabischen Mokka in kleinen Tassen sucht man vergeblich, denn Espresso ist angesagt. Selbst entlang der Landstraßen oder an vielen Ausflugspunkten trifft man die fahrenden Kombis mit voll ausgestatteter Doppelsiebträgermaschine im Heck. Den Pfefferminztee, auch liebevoll Berberwhiskey genannt, gibt es trotzdem noch in jedem Salon de The, der in keinem noch so kleinen Ort fehlen darf.

Durch den vielen Regen der vergangen Wochen, ist das Land nach langer Trockenheit der vergangen Jahre, so grün wie wir es in unseren fünf vergangen Reisen noch nie zu Gesicht bekamen. Die Gegend nördlich des mittleren Atlas gilt als Kornkammer Marokkos und wird in diesem Jahr ihren Ruf mehr als gerecht.

Moulay Idris

Moulay Idris wurde 788 von Idris I. gegründet und liegt auf unserem Weg nach Meknes. Ganz spontan unterbrechen wir die Fahrt und machen Halt in der Stadt um das Grabmal des verehrten Staatsgründers Idris I zu besichtigen. Sie gilt vielen Muslimen als heilig und durfte bis weit ins 20. Jahrhundert von Ausländern nicht betreten werden. Das Grabmal, ist wie die Moscheen im ganzen Land, an den grünen Dachziegeln weithin gut erkennbar. Eine Besonderheit stellt das runde Minarett, immerhin das einzige Marokkos, dar. Fast alle Minarette im Islam sind rechteckig, mit fünf Ausnahmen im arabischen Raum sowie in der Türkei als auch in den sowjetischen Republiken, in denen die Rundminarette überwiegen. Das Minarett ist zweisprachig beschriftet, in arabischer als auch in Berberschrift.

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