Zum dritten Mal kommen wir nach Kapstadt, der beliebtesten Stadt Südafrikas. Turbulent, weltoffen und kosmopolitisch ist die Metropole. Sie bietet zahlreiche Möglichkeiten Interessantes zu entdecken, inner- als auch außerhalb der Stadt. Weder die berühmten Weinanbaugebiete Stellenbosch, Paarl und Franchhoek, noch das Kap der Guten Hoffnung sind weit entfernt. Über den Chapman’s Peak Drive, eine neun Kilometer lange Küstenstraße, ist der südlichste Nationalpark des Landes, das Kap der Guten Hoffnung, bald erreicht.

Flug nach Cape Town
Eineinhalb Stunden dauert der Flug von Port Elizabeth nach Kapstadt und führt im ersten Drittel meist an der Küste entlang. So sehen wir von oben auf die Bergkette, die mit einigen Bergspitzen zwischen 1800 und 2000 Meter die Große Karoo von den feuchten Meereswinden des Indischen Ozeans abschirmt.



Hotel am Green Market
Das Onomo City Hotel am Green Market, in dem wir die letzten Tage unserer Reise verbringen, liegt sehr zentral und viele Ziele in der Innenstadt lassen sich zu Fuß erreichen. Den Pool auf dem Dach nutzen wir temperaturbedingt nun doch nicht, sondern genießen lieber das hervorragende Frühstück oder bleiben nach langen Fußstrecken durch die Stadt einfach an der gemütlichen Hotelbar. Livemusik gibt’s täglich in der Long Street. Wir suchen uns ‚The House of Machines‘ für einen tollen Abend raus. Direkt vor dem Eingang zum Hotel, werden auf dem ehemaligen Marktgelände täglich die Verkaufsstände morgens auf- und abends wieder abgebaut, denn der Platz hat ein verbrieftes Markt- und Standrecht – aber eben nur tagsüber.
Bo-Kaap
Bo-Kaap, das frühere Viertel der Coloureds, besteht aus steilen Gassen unterhalb des Signal Hills. Die engen Straßen sind von grellbunt gestrichenen Häusern flankiert. Zahlreiche, ebenfalls bunt getünchte Moscheen sind hier im zu 90% muslimischen Viertel zu finden. An den Hauswänden sind Parolen zur Befreiung Palästinas aufgesprüht. Der Stadtteil wurde im 18. Jahrhundert von Kapmalaien besiedelt, nachdem sie aus der Sklaverei entlassen worden waren. Die Häuser setzen sich aus einem Mix aus Kapholländischer und Edwardianischer Architektur zusammen.
Auf dem Weg zum Segelhafen und dem Two Oceans Aquarium, kommen wir an der nicht fertiggestellten Brücke, wie sie im Film ‚Speed‘ mit Sandra Bullock zu sehen war, vorbei.
Two Oceans Aquarium
Das Two Oceans Aquarium beinhaltet in mehr als 30 Becken über 300 Fischarten aus dem Indischen sowie dem Atlantischen Ozean. Vor großen Glaswänden und über dem, von dickem Glas geschützten, Tunnel tummeln sich Haie und Rochen in einem 2 Mio. Liter fassenden Open Ocean Tank.











Castle of Good Hope
Das älteste von Europäern entworfene und noch im Original erhaltene Gebäude in Südafrika, ist das Castle of Good Hope. Es ist eine Festung die in den Jahren 1666 bis 1679 errichtet wurde und auf dem hölzernen Vorgängerbau aus dem Jahr 1652, welcher von Jan von Riebeeck im Auftrag der VOC, d.h. der Niederländischen Ostindien Kompanie erbaut wurde, basiert. Heute beinhaltet die Festung ein Militärmuseum.
Cape Town City Hall
Das Rathaus von 1905, ein edwardianisches Gebäude, befindet sich gegenüber des alten Forts an der Grand Parade und dient heute als Veranstaltungsstätte und Konzerthalle des Cape Philharmonic Orchestra. Es ist aus honigfarbenem olitischem Kalkstein gebaut, der extra für die City Town Hall aus Bath in England importiert wurde.
Victoria and Albert Warft
Die Victoria & Alfred Waterfront ist das wohl bekannteste Hafenbecken in Afrika, welche 1870 und 1905 in Betrieb genommen wurden. Die beiden Hafenbecken erhielten ihre Namen zu Ehren der britischen Königin Victoria und ihres zweiten Sohnes, Prinz Alfred. Geradezu ein Touristenmagnet sind sie seit der Neugestaltung des Hafens, umgeben von zahlreichen Restaurants, Bars und einer großen Mall, geworden. Sowohl kleinere als auch größere Yachten finden hier, neben einigen Ausflugskatamaranen, Platz. 1990 lagen nach einem weitgehenden Boykott des Hafens weite Hafenbezirke brach, bis die Stadtverwaltung beschloss die historischen Gebäude zu restaurieren, den Werftgebäuden neues Leben einzuhauchen und das o.g. Two Oceans Aquarium zu bauen. Bereits 1995 gab es mehr als 15 Millionen Besucher aus aller Welt.

Botanischer Garten Kirstenbosch
Der Botanische Garten bietet auf über 600ha Fläche in verschiedenen Höhenlagen einen Überblick über die Pflanzen der Kapregion als auch über eine Vielzahl tropischer Bäume. Er liegt am Osthang des Tafelberges und gilt als einer der schönsten botanischen Gärten der Welt.
Der Boomslang Tree Canyon Walk, ein holzbeplankter Baumsteg in 11 Meter Höhe, führt entlang der Baumwipfel und erinnert uns an eine ähnliche Anlage nahe dem Bay Sands Hotel in Singapur.

Groot Constantia Wine Estate
Constantia ist die älteste Weinregion Südafrikas und eines der nobelsten Wohnviertel von Kapstadt. 1683 wurde es von Gouverneur Simon van der Stel gegründet, der ein großes Grundstück von der VOC für seine Verdienste geschenkt bekam. Die müheselig aufgebaute Farm wurde von seinem Sohn jedoch leider heruntergewirtschaftet, so dass sie geteilt und verkauft werden musste. Es entstanden dabei die Weingüter Groot Constantia, Klein Constantia und Buitenverwachting. Das Herrenhaus, sowie die anderen Gebäude, wurden im Kap-holländischen Stil errichtet. Die Farm erlebte ihre Blütezeit zwischen 1790 und 1880, so dass selbst Napoleon nach dem „Vin de Constance“ verlangte. Die Weingüter liegen an den Südhängen des Tafelbergs und sind heute in französischen, österreichischen sowie deutschen Händen. Sie betreiben, wie auch die Weingüter im Wine-Valley um Stellenbosch und Franchhoek, einen florierenden Weinhandel inkl. Merchandising, Restaurants sowie edle Übernachtungsherbergen in modern renovierten Kap-holländischen Gästehäusern auf ihren Weingütern.
Badehäuser am St. James Beach
Mit dem Mietwagen geht es heute ans Kap der Guten Hoffnung. Die Straßenführung leitet uns zunächst am St. James Beach vorbei. Dieser hat, ähnlich wie Muizenberg wenn auch nicht ganz so viele, bunte Umkleidekabinen für die Badegäste. Ein künstlich angelegtes Meeresschwimmbecken schützt die Schwimmer von dem zeitweise rauen Wellengang.
Kap der guten Hoffnung
1488 wurde die Felszunge mit den markanten Felsen erstmals von Bartolomeu Dias umsegelt und welches er Kap der Stürme nannte. An dem später ins Cape of Good Hope umbenannten Kap, bläst der Wind bei vollem Sonnenschein auch heute ganz nett, wovon die windzersausten Zedern zeugen. Ein Großteil der Klippen liegt mit einem halben bis drei Meter Tiefe nur wenig unter dem Meeresspiegel, so dass die oft starken auflandigen Winde bereits dutzenden Schiffen zum Verhängnis wurden.

Chapman’s Peak Drive
Auf dem Weg von der Kapspitze zur Hout Bay wählen wir natürlich die Route über den 9 Kilometer langen Chapman Peak Drive. Noch im Jahr 1910 galt der Bau einer Straße, die an einer 200-300 Meter tief abfallenden Steilwand entlang führt, als unmöglich. Im April 1905 begannen die gefährlichen und aufwendigen Arbeiten an dieser straßenmeisterlichen Höchstleistung um sieben Jahre später feierlich eröffnet zu werden. Unsere Rückfahrt vom Kap der Guten Hoffnung legen wir auf den späten Nachmittag, wenn die abendliche Sonne die roten Felsen zum Glühen bringt. Haltebuchten erlauben auf der engen Straße mehrere Stopps bevor wir uns der Hout Bay, einer großen Meeresbucht am Atlantik, nähern. Der Chapman Peak Drive gilt als eine der schönsten Küstenstraßen weltweit.

Groot und Klein Contantia
Seit 1661 wird in Constantia, der ältesten Wein-Region Südafrikas, Wein angebaut. Die Weinberge erstrecken sich südlich von Kapstadt über die Hänge auf beiden Seiten des Kaps der guten Hoffnung. Das ursprüngliche Weingut, welches Gouverneur Simon van der Stel aufgrund seiner Verdienste um die Holländisch-Ostindische Handelskompanie geschenkt bekam, wurde nach Jahren der Misswirtschaft in die drei Wine Estates Groot Constantia, Klein Constantia und Buitenverwachting aufgeteilt. Zur Gründungszeit wurde der Wein in erster Linie als Proviant für die Seefahrer der Dutch East India Company produziert. Die Führung durch die großen Hallen spult der Guide leider lustlos und schnell ab, was uns nicht abhält im Anschluss an die Verkostung sowie Führung im Gartenrestaurant den hervorragenden Wein zu einem, mindestens genauso guten Rindersteak zu genießen. Weißweine werden fast ausschließlich in Stahltanks ausgebaut. Nur wenige weiße Reserva werden, wie es bei guten und edlen Rotweinen üblich ist, in meist 225 Liter fassenden Barriques, d.h. Holzfässern, gelagert. Sensationell groß ist das nahezu 10000 Liter fassende Holzfass, welches in der Lagerhalle zu finden ist.

Buitenverwachting Wine Estate
Der Name des Weinguts Buitenverwachting in Kapstadt bedeutet„ Jenseits aller Vorstellungen“ und gehört unangefochten zur Spitze der südafrikanischen Wein-Produzenten. 1980 kauften die beiden Deutschen, Christine und Richard Müller, das Weingut und brachten es nach schwierigen vergangenen Jahren wieder auf Vordermann und in die Top 50 der Weltklasseweine. Da wir die Weine von Buitenverwachting bereits seit Jahren von zu Hause kennen, war es uns eine besondere Freude ein zweites Mal das stilvolle Estate zu besuchen um die Weine ein weiteres Mal mit einer typischen Käse- Wurstplatte zu verkosten, denn nicht alle hier produzierten Weine werden nach Deutschland exportiert.

Weinregionen Paarl, Stellenbosch und Frenchhoek
In Paarl füllen wir unsere zur Neige gegangenen Gin Vorräte von ‚Wilderer Fynbos Gin‘ wieder auf, soweit das die Zollregularien und die Gewichtslimitierung im Flugzeug das zulassen. Helmut Wilderer wanderte 1994 nach Südafrika aus und stellt seit der Zeit den vielfach ausgezeichneten Wilderer Fynbos Gin her, den wir bereits vom Vorjahr kennen.
Bevor es zum Mittagessen nach Boschendal geht, biegen wir spontan nach links zum Allee Bleue Wine Estate ab. Hier gibt es neben der Weindegustation, einem Restaurant auch Unterkünfte in herrlich restaurierten, kapholländischen Gästehäusern. Alleine auf den Weingütern um Kapstadt als auch bis hier in diese wunderbaren Gegend um Paarl, Stellenbosch und Frenchhoek, könnte man Wochen mit Verkostungen, gutem Essen und stilvollem Leben in alten Häusern verbringen. Die Verkostung der exquisiten Weine lässt uns fast schwach werden, welchen zu kaufen, aber unser kleines Fluggepäck bietet nun mal nicht viel Platz neben dem Gin, so dass wir die nette Lady, die mit viel Engagement uns die Erzeugnisse des Weinguts probieren lässt, leider enttäuschen müssen.
Auf dem Boschendal Weingut lassen wir uns das Angusrind mit einem passenden Rotwein vom eigenen Hof am Mittag schmecken. Das weitläufige Estate ist einfach immer wieder eine gute Adresse, nur leider ist die Entfernung von Deutschland für einen Kurztrip zu groß. Rust en Vrede, ein weiteres Weingut nahe Stellenbosch, liegt auf dem Rückweg nach Kapstadt, so dass wir noch einen letzten Stopp einlegen. Es ist bereits später Nachmittag als wir das Gut erreichen. Da die ausgeschilderten Hinweise leider zu einem dem Rust en Vrede zugehörigen Estate führen, landen wir erstmal auf dem falschen Estate. Das Weingut passt aber so gar nicht zu den Beschreibungen die wir zu Hause bekamen. Die Verwechslung an der Weggabelung passiert wohl einigen Gästen wie wir erfahren – das hilft leider nichts mehr denn es ist einfach zu spät für eine gemütliche Weinverkostung. Wir können zwar noch drei Weine testen, die Ruhe fehlt aber schlichtweg, da das Personal bereits am aufräumen und in Aufbruchstimmung ist.








Ende einer langen Reise
Es das dritte Mal, dass wir uns für ein paar Tage in Kapstadt aufhalten. Es sind die letzten Tage einer unglaublich schönen Reise durch das südliche Afrika. Unser Fahrzeug steht in Port Elizabeth und wartet auf seine Verschiffung, was hoffentlich in den nächsten Wochen von statten geht.
Rückverschiffung des Reisemobils
Die Rückverschiffung des Reisemobils klappt nicht so problemlos wie wir uns das vorgestellt hatten. Die Platzreservierung, die wir über unsere deutsche Agentur Seabridge vorgenommen hatten, konnte nicht realisiert werden, da alle verfügbaren Ladekapazitäten durch den örtlichen Platzhirsch und Hauptabnehmer VW, selbst in Anspruch genommen werden. So bleibt der Zeitpunkt des Rücktransports erstmal bis auf weiteres offen. Wir treten unseren Rückflug wie gebucht an, da es nicht absehbar ist, ob das Fahrzeug in einem oder erst in drei, vier Monaten verschifft werden kann.
Heimflug und Abholung des Campers in Bremerhaven
Am Donnerstag den 16. Mai fliegen wir von Kapstadt mit Lufthansa im neunstündigen Direktflug über Nacht und ohne Zeitverschiebung nach Frankfurt.




Mitte Juni ist es dann soweit, die Verladekapazitäten werden eher weniger als mehr und so entschließen wir uns, trotz die um 50% höhere Frachtrate wie bei der Hinfahrt, für die Rückverschiffung mit Höegh Autoliners auszugeben. Schlechtes Wetter zum geplanten Verladetermin bedeutet ein dreitägiges Parken im Hafengelände, was mit 670 € zu Buche schlägt. Das lässt sich nun mal nicht mehr ändern denn wichtig ist uns, dass das Fahrzeug zurück nach Europa kommt denn die Fähre nach Griechenland ist bereits gebucht. Die Ankunft in Bremerhaven verzögert sich nochmals um eine Woche, da durch die späte Ankunft der Fähre in Emden der reservierte Slot in Bremerhaven verbummelt wird und die Höegh Line ihr Schiff nach Göteburg umleitet. Am 3. Juli ist es soweit, dass wir früh morgens mit dem Zug nach Bremerhaven aufbrechen um unseren Camper aus dem Zollgelände abzuholen. Enttäuscht sind wir allerdings, als es bei der Ankunft heißt unser Fahrzeug wurde bislang nicht vom Zoll freigegeben. Das bedeutet warten und es dauert zwei Stunden, ich suche bereits nach Unterkünften für die Nacht, bis der befreiende Anruf kommt: wir können das Auto aus dem Zollhafen holen.
Die Rückfahrt nach Augsburg geht ohne weitere Vorkommnisse von statten und wir erreichen am 12. Juli 2024, 2 Jahre nachdem der Camper von Antwerpen verschifft wurde, wieder Augsburg.
Rückblick
Einen Rückblick und Übersicht der gesamten Reise findet ihr demnächst im nachfolgenden und damit letzten Blogbeitrag zum südlichen Afrika.