Südlichste Küste Afrikas
Südlichste Küste Afrikas

Südlichste Küste Afrikas

Muizenberg

Man glaubt es kaum, aber früher war Muitzenberg der mondänste Badeort Südafrikas. Uns dient der örtliche Campingplatz als Basislager für die Erkundung der Weingüter von Constantia da er näher als der Campingplatz der letzten Tage liegt. Die Anmeldung ist außergewöhnlich umständlich, denn man muss sich zur Registrierung in das eineinhalb Kilometer entfernte kommunale Büro begeben. Freitags ist es nur bis 16 Uhr geöffnet, aber der Einlass für Antragsteller ist nur bis 15 Uhr möglich. Um die langwierige Anmeldung im SAP System der Stadt durchzuführen benötigt die stets bemühte Angestellte ca. eine Stunde, so dass uns empfohlen wird ja nicht später wie bis 14 Uhr zu kommen. Als wir um 13:30 im Gemeindebüro ankommen, gehen strenge Blicke zwischen den Angestellten hin und her. Offensichtlich stören wir die freitägliche Ruhe immens bis sich der Angestellte, bei dem wir uns telefonisch anmeldeten, sich für uns unter dem Hinweis dass wir aus Deutschland kommen, ins Zeug legt. Mit meiner bescheidenen Kenntnis von SAP kann ich der Dame zumindest bei der Suche nach unserem Herkunftsland ‚Germany‘ über das Länderkürzel ‚DE‘ entscheidend helfen, was die Sache ungemein beschleunigt. Nachdem ein mehrseitiges Dokument unwillig aus dem Drucker kam, gehen wir flugs zum nächsten Supermarkt um dort die beiden Nächte gemäß dem amtlichen Dokument zu bezahlen. Anschließend zurück auf den Campingplatz, wo uns drei Angestellte freundlich empfangen, zu dritt die Qutittung vom Supermarkt kontrollieren und uns dann den uns zugewiesen Platz neben drei abgestelleten älteren Polizeifahrzeugen zeigen. Davon bin ich nun gar nicht begeistert und wir dürfen uns einen Stellplatz unserer Wahl auf dem riesigen und nahezu leeren Campingplatz selbst aussuchen. Nach mehr als zwei Stunden machen wir uns endlich auf den Weg zum Weingut Buitenverwachting, auf welches wir uns schon lange freuen. Leider hat dort die Küche bereits um 15 Uhr geschlossen und wir sind 20 Minuten zu spät. Auch die Weindegustation läuft nur so zwischen Tür und Angel. Man kann nicht immer alles haben und es war immerhin ein erlebnisreicher Nachmittag auf dem Amt.
Der lange und sanft geschwungene Strand ist immerhin einer der besten Orte zum Schwimmen auf der Kaphalbinsel. Die bekannten, am Strand aufgestellten, bunten Umkleidekabinen sind leider mehr oder weniger dem Verfall preisgegeben, so dass wir uns nach wenigen Fotos wieder neuen Herausforderungen stellen.

Betty’s Bay

Von Muitzenberg fahren wir entlang der Küste auf dem Weg nach Hermanus (die Betonung liegt auf dem ‚a‘) nach Betty’s Bay. Die Kleinstadt mit knapp 1400 Einwohnern ist für seine afrikanische Pinguinkolonie im Meeresschutzgebiet Betty’s Bay, eine der beiden Pinguinkolonien in der Region Westkap, bekannt. Leider können wir uns auch hier nicht alle Plätze, an denen die Pinguine leben ansehen, da ein Teil der Küste abgesperrt ist und die kommunalen Angestellten pünklich um 16 Uhr alle Zugangstore verriegeln und verschließen.

Hermanus und Stanford

Hermanus ist ein beliebtes Ziel zur Walbeobachtung, wobei in dieser Zeit vermutlich überlaufen ist. Zum Glück ist der Ort als wir ankommen, ruhig und beschaulich. Zahlreiche nette Cafes, eines sogar mit Meeresschwimmbecken, laden zum Verweilen ein und moderne Skulpturen am felsigen Strand lockern das Ortbild auf.
Stanford ist nochmals zwei Stufen ruhiger, d.h. hier herrscht schon beinahe Friedhofsruhe. Eine Kirche, ein Buchladen mit gebrauchten Büchern, sowie ein Antiquitätengeschäft sowie ein paar kleine Bekleidungsgeschäfte, das war’s. Der Ort ist in kurzer Zeit erkundet und es zieht uns, nachdem wir die naheliegende Weinstraße R320 entdeckten, wieder zu einer Weindegustation auf das Weingut ‚Creation‘ das von einem schweizer Ehepaar gegründet und geführt wird.

Route 62

Die Route 62 ist die Bergroute von Kapstadt nach Port Elizabeth, die über einige spektakuläre Pässe und durch beschauliche Orte wie Montagu, Barrydale und Calitzdorp führt. Die Bergkette der Langeberg Mountains schirmt die Orte an der R62 von den Regenschauern der vom Indischen Ozean heranziehenden Wolken ab, so dass in Calitzdorp Wein angebaut und leckerer Citrus-Gin in der Destillerie von Boplaas hergestellt wird. Restaurants wie das Diesel and Creme Vintage Diner bieten gute Burger und Milchshakes in kurioser Retro-Stilumgebung an. Hardy’s Memories of Africa sind ein Sammelsurium von hochwertiger authentische afrikanische Kunst, das der ausgewanderte Deutsche in Barrydale anbietet.

An Ronnie’s Sex Shop halten wir natürlich ebenfalls, sind aber nicht sonderlich beeindruckt. Es ist halt ein Touristenfang und ich bin mir nicht mehr sicher ob die Story der Kneipe der Wahrheit entspricht oder ob es einfach nur ein gelungener Marketinggag ist.

Victoria Bay und Wilderness

Wir erreichen von George kommend die kleine Bucht Victoria Bay. Die bei Surfern beliebte Bucht liegt an der Garden Route. Obwohl es hier außer der Meeresbrandung, den Surfern und einem kleinen Restaurant sowie ein paar Ferienunterkünften nichts gibt, gefällt es uns hier recht gut und wir bleiben drei Nächte bis es entlang der Garden Route an Wilderness vorbei an die Buffels Bay geht.

Buffels Bay

Die Buffelsbaai liegt wie ein Fels in der Brandung und ist der Küstelinie etwas vorgelagert. Die östliche Seite des Caravan Parks ist von Dauercampern belegt um nicht gar zu sagen belagert. Eng an eng drängen sich die Caravans mit Vorzelt und Pavillons und was der südafrikanische Camper noch so alles zu brauchen meint. Da wir am frühen Abend des Samstags ankommen gibt es keinen freien Stellplatz direkt am Meer, was zu erwarten war. Nicht weiter schlimm, denn schon am nächtsten Tag ändern sich wetterbedingt unsere Reisepläne und es zieht uns nach dem Frühstück nach Tsitsikamma in den Nationalpark um die Hängebrücken des Storms Rivers bei Sonnenschein zu sehen. Zwei Tage später kehren wir zurück um nun einen freien Stellplatz direkt mit Meeresblick zu genießen. Das nur 1,5 Kilometer entfernte, etwas rustikale Wildside Beach Restaurant ist genau nach unserem Geschmack. Gute Fischküche und eine Badewanne am Strand sind zur Erholung vorhanden. Da das Restaurant keine Alkohollizenz hat muss man seinen Wein selbst mitbringen, was für uns ja kein Problem ist. Wein und Gläser sind im Wohnmobil und Eiswürfel erhalten wir an der Bar.

Tsitsikamma – Storms River Mouth

Die rasche Entscheidung sofort an den Storms River Mouth zu fahren war genau richtig. Bei strahlendem Sonnenschein wandern wir durch den fast schon tropischen Hochwald und Fynbos der sich wie ein grüner Teppich zum Meer hinabrollt, bis wir die drei Hängebrücken, die den Storm River überspannen, erreichen. Die längere der drei Brücken spannt sich über die Flussmündung, die beiden anderen hangeln sich entlang der Felswand und überspannen einen kleinen Seitenarm. Das Kernland des Parks erstreckt sich etwa 5 km bis zum Meer und schützt neben den Riffen auch die Tiefseefische. Das Wetter schlägt hier an der Küste rasch in Wolken und Nieselregen um, was auch an den überaus grünen, stark bewachsenen Berghängen ersichtlich ist. Denn kaum ist der Ausgangspunnkt des Wanderweges wieder erreicht hat sich die noch vor kurzem strahlende Landschaft in eine graue, windige Flussmündung verwandelt. Zurück am Wohnmobil am Stellplatz des Storms River Mouth Rest Camp schwimmt eine Delfinschule von 20-30 Tieren nahe am Ufer vorbei.

Am nächsten Morgen führt uns ein Wanderweg zunächst über steile Treppen in den Wald und den Hang hinauf zu einem nahegelegenen Wasserfall. Die Wolken reißen zwischenzeitlich auf und von Moosen und Flechten überwucherte Bäume leuchten in einem satten Grün, wie wir es nur von Costa Rica kennen.

Cape Agulhas

Mit einer Übernachtung in Jongesfontein, einem reinen Ferienort, fahren wir ans Kap Agulhas, dem südlichsten Punkt Afrikas. Der ca. 230 km von Kapstadt entfernte Nationalpark und knapp 18.000 Hektar große Agulhas Nationalpark markiert die Stelle an der der Atlantische und der Indische Ozean aufeinander treffen. Das heißt die warmen, vom Indischen Ozean kommenden Strömungen des Agulhasstroms treffen auf die kalten, vom Atlantischen Ozean kommenden Gewässer des Benguelastroms. Portugiesische Seefahrer hatten dieses Kap als „Nadelkap“ (port. Agulhas = Nadel) bezeichnet, denn hier habe ihr Kompass ohne jede Abweichung genau nach Norden gezeigt. Rund um das Kap Agulhas gehören die Gewässer in der Nähe der Küste dank der Überschneidung der beiden Strömungen zu den besten Fischfanggebieten Südafrikas. Die tosenden Brecher des Atlantischen und des Indischen Ozeans schlagen unerbittlich auf die von Wind und Wellen geformte felsige Küste.

Der seit 1849 noch immer in Betrieb stehende Leuchtturm steht leicht erhöht in sicherer Entfernung zur rauhen See und wird als „Southernmost Point“ bezeichnet. Entlang des Küstensaums geht ein mit Holzbohlen beplankter Weg zum Iconic Map of Africa Monument. Das Denkmal wurde in Form einer Karte Afrikas an der südlichsten Spitze Afrikas im Agulhas-Nationalpark 2019 enthüllt. Das Relief zeigt eindrucksvoll die Erhebungen Afrikas, wie Lesotho welches auf 3000 m hohen Bergen liegt, sowie die Vulkane Kenias und Tansania’s, den Kilimandscharo mit fast 6000 m als auch die Gebirge Nordafrifkas in Algerien und Marokko. Die 3D-Karte ist 18 Meter von Nord nach Süd lang und zeigt die Richtung eines Kompasses sowie den Zusammenfluss der beiden mächtigen Ozeane. Ein Pfad führt wie eine Kompassnadel zu einer Gedenkplatte für die bisher 140 Schiffe, die an diesem 100 km langen Küstenabschnitt ihr Ende fanden.

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