
Über die Berge nach Loutra
Die Entscheidung fiel auf den direkten Weg über das Gebirge in den Süden nach Lendas bzw. Loutra zu nehmen. Wir wussten, dass die Straße auf halber Strecke in eine Schotterpiste übergeht und dass das nach den heftigen Regenschauern von gestern nicht die besten Voraussetzungen sind. Zunächst führt die noch geteerte Straße rasch bis auf 1100m ins Gebrige. Unterwegs bietet sich auf dem Weg die Besichtigung eines kleinen Klosters bei Sonne und etwas Nieselregen an.
Doch statt, dass sich die Wolken gen Norden, Osten oder Westen verdrücken, bläst ein kräftiger Wind sie weiter nach oben über den Pass auf dem wir vorhatten die Bergkette zu überwinden. Die Straße wird enger, die Straßenrändern sind zusehends ausgebrochen bzw. unterspült. Sehr viel Steinschlag sowie Muren mit Schlamm und Schotter, die der gestrige Regen von den Bergen spülte, macht die Autofahrt zu einem Hindernissparcour. Als der Teerbelag von losem Schotter und ausgewaschenem Kies abgelöst wird, hüllen uns die Wolken ein. Heftiger Regen setzte ein und die Sicht reduzierte sich stellenweise auf 50m. Immerhin sind 1500m erreicht. Hier fühlen sich die Wolken ausgesprochen wohl und die Temperaturen fallen auf deutsche Werte. Bis auf einen kleine Tafel für Wanderer, gibt es keine Hinweise mehr in welche Richtung es weitergehen soll. Aussteigen um uns zu orientieren hilft, doch es kommen immer mehr Zweifel auf, ob die Aktion noch sinnvoll ist. An einer Stelle die zur Weiterfahrt sehr knapp ist, da rostiger Baustahl (der beliebteste Zaun auf Kreta) den Weg einengt, der Regen immer stärker wird und es bei den nächsten 19 km nicht klar ist ob dieser Hirtenweg durchgängig befahrbar ist, reift der Entschluss die Sache abzubrechen. Das viele Geröll und die herabgestützten Steine wirken nicht vertrauenserweckend und sollte der Weg auf Grund der gestrigen Unwetter nicht passierbar sein, müssten wir rückwärts den Berg hochfahren. Keine berauschende Aussicht.
Vorsichtig wurde der Nissan gewendet und der geordnete Rückweg angetreten. Ein zweites Mal ging’s an der Engstelle, die ein defekter LKW verantwortet, und der defekten Teerdecke mit tiefen, ausgewaschenen Seitenrändern vorbei. Diesmal talwärts, Richtung Sonne. Alles richtig gemacht.
Bei Dunkelheit erreichten wir Loutra. Das hervorragende Lamm, was serviert wurde, hatten wir uns heute redlich verdient.
Loutra selbst ist ein kleiner Ort mit leider nur einem kleinen abfallenden Parkplatz mitten im Ort und einer noch kleineren, aber wunderschönen Felsbucht, die wir noch bei Nacht aufsuchten.
Ein bessere Beleuchtung am Fahrzeug wäre wünschenswert, denn auf dem ruppigen Schotterweg zum Parkplatz oberhalb der Felsbucht sind einige nicht gerade kleine Schlaglöcher.
Am Ende des Weges waren wir gut beraten den Platz genau unter die Lupe zu nehmen, denn ohne Vorwarnung tauchte ein Absatz, getarnt von kleinem Buschwerk, von einem knappen Meter vor unserem Womo auf. Die sich daran anschließende, mehrere Meter tief gelegene Bucht war nicht weit davon entfernt. Geländer wie in Deutschlad gibt es hier nicht.
Gelohnt hat sich die Übernachtung und Vormittag, den wir hier verbrachten, allemal.
Tripiti
Nachdem die Vorräte aufgefüllt waren steht neuen Abenteuern nichts mehr im Wege. Mit bis zu 17° Steigung führte der grobe Schotterweg von Lendas an Loutra vorbei steil nach oben und in Kehren auf der anderen Seite in die Bucht von Tripiti ….



… in der wir das uns inzwischen vertraute 6×6 Allradfahrzeug von Uli und Martina vorfanden. Sie kamen von der anderen Zufahrt durch die enge Felsenschlucht kurz vor uns an den Strand. Wir haben Urlaubs- und strandtechnisch gesehen ziemlich gleichen Geschmack. Trotz ganz unterschiedlicher Routen trafen wir uns gestern aus zwei entgegen liegenden Richtungen und gänzlich unterschiedlichen Routen am gleichen Strand wieder.


Bei schönsten Wetter durchfahren wir den kleinen Canyon von Tripiti und müssen leider feststellen, dass der Caterpillar den wir vorhin den Berg hochfahren sahen, hier ganze Arbeit geleistet hat. Der hat doch glatt die vom Starkregen freigespülten Felsbrocken und damit die tolle Offroadpiste einfach wieder mit Erdreich zugefüllt.
Das Bergpanorama nach Durchfahrung ders Canyons ist gigantisch, leichte Wolkenschatten steigern das Licht- und Schattenspiel an den Felswänden noch während es weiter ostwärts geht.
Unser eigentliches Vorhaben, den kurvenreichen Pass von 850m Höhe bis runter ans Meer zu fahren, geben wir nach 500 zurückgelgten Höhenmeter auf, da sich das Wetter zusehends verschlechtert und der dunkle Strand nicht gerade einladend wirkt. Christine wird immer schweigsamer, ein eindeutiges Indiz, dass sie nicht mehr ganz mit der Situation zufrieden ist.
Die Spitzkehren sind eng und sehr steil. Zwischen 10 und 17°, das sind 20-30% Gefälle, führt die Schotterpiste nach unten. Ohne die Untersetzung wäre die Bergabfahrt gar nicht möglich. Durch die Unwetter der letzten Tage, liegt sehr viel herabgestütztes Geröll auf dem Weg. Insbesondere in den Kehren wird es rutschig. Bergauf hingegen ist es nahezu ein Kinderspiel zu fahren.
Am Morgen weckte uns zwar der Kater mit jammernden Klagelauten, aber so verschlafen wir zumindest den Sonnenaufgang am Strand von Dermatos nicht.
Trotz morgendlichem Wind war ein Frühstück am Meer, solange man die Stühle besetzt und den Tisch festhält, möglich. Wer weiß schon, wie oft ein Frühstück im Freien dieses Jahr noch möglich sein wird, auch wenn heute die winddichten, ärmellosen Westen den nötigen Schutz geben.
Der Sonnenschein bleibt, der Wind wird leichter und legt sich irgendwann gegen Mittag nahezu gänzlich. Kein Grund zum weiterfahren sondern um ins Wasser zu gehen und den Tag zu genießen.
Ein neuer Tag, neues Glück. Auf gemütlichen Landstraßen vorbei an kleinen Ortschaften wie Arvi entlang von Plastikfolie bedeckten Obst- und Gemüseplantagen. Offen oder unter schützendem, weißem Plastik reifen hier kleine Bananen heran, kaum zu glauben.
Leider sind sie noch nicht reif und im Supermarkt gibt’s nur Dole’s Bananen aus der Karibik aber keine lokalen Früchte.