Lesotho
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Lesotho

Lesotho ist das letzte Königreich im Süden Afrikas. Es ist vollständig von südafrikanischem Territorium eingeschlossen. Seine Landschaft wird von unzähligen Flüssen und Gebirgen durchzogen. Die Gebirgszüge überschreiten im Norden des Landes die 3000 Meter. Das Landesinnere liegt zwischen 1600 und 1900 Metern hoch. Die Straßen sind überwiegend gut zu befahren und relativ neu geteert. Eine freundliche, interessierte Bevölkerung treffen wir bei zahlreichen Begegnungen und Gesprächen an.

Von Underberg in Südafrika, geht es über den Sani Pass vier Tage lang durch Lesotho.
Leider fehlen für ersten Tag in Lesotho die GPS Daten, so dass die gestrichelte Linie nur Anfang und Ende der Tagesstrecke kennzeichnet.

Sani Pass

Auf Grund des angesagten Wetterumbruchs haben wir die Fahrt über den 2875 m hohen Sani Pass um einen Tag nach vorn verlegt, denn bei Regen oder auch die Tage nach Regenfällen kann ich mir nicht mit unserem Wohnmobil vorstellen. Dabei weiß ich noch gar nicht was uns auf den nächsten 800 Höhenmetern erwartet. Nach Rick‘s Infos, unserem Lodge Owner in Underberg der letzten Übernachtung vor der Fahrt nach Lesotho als auch laut Internet zu diesem Thema, sind nur die letzten 8 Kilometer steil und nicht geteert. Sollte kein Problem sein.
Die Fahrt auf den Pass fährt sich auf der Teerstraße, bei Sonnenschein und blauem Himmel, herrlich entspannt. An der Grenzstation wird die Ausreise aus Südafrika eingetragen und unmittelbar nach dem Gatter ist die Teerstraße von einer rumpeligen, grobsteinigen Piste abgelöst. Das wird ja hoffentlich nicht so lange anhalten, denn die Fotos im Reiseführer und im Internet verheißen eine staubige Piste aber keinen Steinbruch. Auch unsere Erwartungshaltung orientiert sich an die Fahrt im Gebirge im Oman. Weit gefehlt denn die Strecke wird immer übler. Tiefe Auswaschungen vor den zu überwindenden Steinen und Felsbrocken. Die linke Seite des Fahrwegs ist so schlimm wie die rechte. Langsam fahren wir, meist im 2. Gang Untersetzung, weiter den Pass hinauf. Kurze Zeit wird der Weg besser. Zwar haben heftige Regengüsse tiefe Spurrillen in dem Lehm- Sandweg hinterlassen aber zumindest ragen keine Motor- und Getriebegefährlichen Steine aus dem Untergrund.

An einem Aussichtspunkt halten wir an. Die Sicht auf die Berge und die zurückgelegte Strecke ist fantastisch. Die Freude dauert allerdings weniger lange an, als diese Beschreibung dazu. Weitere Steinbrocken mit tiefen, felsigen Gräben durchziehen den Weg. Hinzu kommen nun die engen Kehren und die immer steiler werdende Piste. Wenn ich nach oben schaue, sehe ich wie sich gerade ein 4×4 Toyota – ohne Kabine oder großem Gepäck – die Strecke hochquält und den Motor aufheulen und heftige Staubwolken aufsteigen lässt. Das lässt ja nichts Gutes ahnen, aber einen Weg zurück gibt es auch nicht, denn zum Wenden wäre es zu eng und die Piste mit unserem Gewicht bergab fahren ist vermutlich noch schlimmer als bergauf. Häufig nun im 1. Gang Untersetzung fahre ich langsam die Steinmulden aus und vermeide unnötiges Schalten um die Kupplung zu schonen und hoffe dass keine Räder durchdrehen und den Gripp verlieren.

Die Grenze schon im Blick wird dem Navara noch einmal alles abverlangt, denn die letzten 100 Meter sind aus dem Fels geschlagen und wieder einen Stufe steiler. Aber dann ist es geschafft.

Grenze auf 2874 m

Das Grenzgebäude des Königreichs von Lesotho ist unmittelbar vor uns. Grenzer kommen keine aus dem Haus – viel zu kalt. Also rein in die gute Stube, hier begrüßt uns der Beamte nach einem Blick auf den Reisepass mit ein paar deutschen Worten. Das hätten wir jetzt auch nicht erwartet. Die Formalitäten sind rasch erledigt und weiter geht es auf gut geteerter Straße, ohne Schlaglöcher und mit Bick auf die noch verschneiten Bergekuppen. Bei einer Höhe von 2874 m ist das auch in Ordnung.

Viele runde afrikanische Häuser mit Strohdächern sind weithin von der Straße aus sichtbar. In dörflicher Struktur stehen sie nahe zusammen am Hang oder auf Wiesen und nicht einzeln auf Parzellen verteilt. Hirten hüten Schafe oder passen auf ihre bestimmt wertvollen Rinder auf. Alles wirkt hier anders, aufgeräumter als wir es bisher auf unserer Reise sahen. Wenn man durch bzw. an den die Dörfern vorbei fährt, sind es einfache aber schöne und saubere Rundlehmhütten. Kein Müll, keine verwehten Plastiktüten am Wegesrand oder an Weidezäunen. Die gibt es ohnehin, im Vergleich zur Transkei oder KwuZulu-Natal nur wenig.

Die typische Bekleidung besteht, neben Jacke und Hose, aus einer Wolldecke und der obligatorischen Skimütze, die nur einen kleinen Augenschlitz frei lässt. Auch wenn es tagsüber warm wird, ändert das nichts an der Bekleidung. Wohin auch mit all den Sachen, denn niemand führt eine Tasche oder gar einen Rucksack mit.

Die Teerstraße schraubt sich bis auf 3256 m hinauf bevor es wieder bergab geht. Alle Berge sind bis zur obersten Spitze hin winterlich grün bewachsen. Ich hätte jetzt glatte Felswände, wie wir es von den Alpen her kennen, erwartet. Nur an den Schattenstellen der Wiesenhänge finden sich gefrorene Reste von tropfenden Wasserabflüssen die in der Sonne glitzern.

Den angepeilten Zeltplatz lassen wir gegen ein Uhr Mittags rechts liegen und fahren bei noch immer strahlender Sonne und ultraklarem, blauen Himmel weiter. Zu unserem Leidweisen kommt der nächste Campingplatz erst in ca. 120 km, aber das sollte vor Einbruch der Dunkelheit gut machbar sein. Bei Ankunft an der Lodge ist es 17 Uhr und es wird merklich kalt. Die Lodge bietet entgegen der Beschreibung in der App von iOverlander keinen Campsite an und sie lassen auch auf Nachfrage uns nicht auf ihrem Gelände übernachten. So haben wir noch max. eine Stunde bevor es Nacht wird um die nächste Stellplatzmöglichkeit anzufahren.

In wunderschönes Abendlicht sind die Berge gehüllt, als die Straße nun zum zweiten Mal von 2600 auf über 3200 Meter ansteigt. Im Anschluss folgt eine steile Bergabfahrt in vielen Serpentinen die so schön wäre, müssten wir uns nicht sputen um den Campingplatz noch vor der Nacht zu erreichen.

Endlich tauchen die Schilder zum Campsite auf. Der Weg dorthin entpuppt sich jedoch als wilde, ausgewaschene Piste. D.h. ein weiteres Mal die Untersetzung reinnehmen und ganz langsam den Pfad zur Lodge hinauf zu fahren oder eher zu schaukeln. Egal, wir sind gut und ohne Probleme angekommen.

Blick von unserem Campingplatz auf die umgebendnen Berge

Blue Mountain Pass

Gegen Spätnachmittag ist die Molengoane Lodge erreicht und es bleibt Zeit die Berge, zu denn wir morgen aufbrechen, in der Abendsonne zu betrachten.

Ein weiter Weg ohne besondere Merkmale führt uns nahe an Maruti, der Hauptstadt von Lesotho. Selbst am Stadtrand geht es nur i Stop und Go vorwärts. Unerwartet gepflegte Häuser sehen wir bei der Überlandfahrt.


Zunächst geht es auf guter Teerstraße, wir wissen das inzwischen sehr zu schätzen, mit wenig Verkehr über den Blue Mountain Pass auf 2664 m. Die Hügel sind allesamt terrassiert und bestellt.

Häufig sehen wir beladene Esel oder Ochsengspanne. Krasse Gegensätze in den Ortschaften, so blickt man links in die Schaufenster einer Boutique mit modischen Blousen, Kleider etc. und rechts treiben die Hütejungs der Ziegen und Schafe durchs Dorf.

Das Beste ist der Blick von der Passhöhe auf den Speichersee. Der schmiegt sich in die gebirgige Landschaft und sorgt, neben weiteren Stauseen, die alle zum Highland Water Project gehören, für Einnahmen von 60 Millionen Rand im Monat aus Südafrika. Lesotho hat Wasser im Überfluss und Johannesburg benötigt es dringend, eine win-win Situation.


Völlig ungewohnt ist es auf einem gerade mal straßenbreiten Bergkamm zu fahren. Links und rechts fällt das Gelände mal mehr mal weniger ab. Es gibt keine Erhöhungen neben, sondern nur noch vor uns. Mit Blick auf die schneebedeckten Berge wissen wir, dass das der diesjährige Winter für uns war und es in den kommenden 6 Monate nur noch Sommer und Wärme gibt.


Es ist, wie fast immer, ein langer Fahrtag, der uns von ca. 1600 m von der Lodge auf 2900 m bringt. Heute aber mit vielen Fotostopps und der Hoffnung zw. 14 und 15 Uhr die Ortschaft Katse am o.g. Staudamm zu erreichen. Das ist uns auch benahe gelungen, wenn die Strecke von Thaba-Tseka bis Katse geteert wäre. So benötigen wir für die 60 km drei Stunden auf unbefestigter, holpriger Lehmpiste. Der letztjährige Sommer war total verregnet und ist die Ursache für den desolaten Zustand der Piste. Die tiefen Mulden kommen vom aufgeweichten Boden letzten Sommers der zudem noch von aktuellen Wasserabflüssen aus den höher gelegen Wiesen und Feldern durchzogen ist. Der Schlamm vom letzten Jahr  ist inzwischen zu betonharter Masse getrocknet und erfordert ein langsames Fahren im 1. und 2. Gang, zeitweise auch in Untersetzung. Lesotho lehrt uns Geduld zu haben wenn wir Schäden am Fahrzeug vermeiden wollen.

Die wunderschöne Landschaft mit den ursprünglichen Dörfern begeistert uns auch heute wieder.

Unschlüssig ob das stimmt fahren wir trotzdem los und sehen nach kurzem Engländer die ihr Dachzelt auf dem Toyota mitten in der Pampa aufstellen. Das kann jetzt kein Zufall sein, vermutlich gibt es tatsächlich keinen Campingplatz. Dies bestätigt uns auch das englische Paar und kurzerhand bleiben auch wir hier zum Übernachten. Auf dem angrenzenden Fußballfeld ist ausreichend Platz um die Nacht ungestört zu verbringen.

Die Berge treten in allen Braunschattierungen in Erscheinung, die noch nicht abgeernteten Felder leuchten in der Sonne. Wäsche trocknet einfach am Fußufer oder baumelt an der Leine.

In Katse, unserem heutigen Tagesziel, angekommen wollen wir rasch zum einzigen Campsite weit und breit. Auf Nachfrage erhalten wir die Auskunft, das der Campingplatz geschlossen hat.

Katse Staudamm

Unsere Nachbarn sind bereits früh munter, was bei den Temperaturen etwas unter Null, kein Wunder ist wenn man im Dachzelt nächtigt. Beim morgendlichen Plausch erfahren wir, dass in 20 Minuten eine Besichtigungstour im Staudamm, dem immerhin zweitgrößten Afrikas, beginnt. Natürlich sind wir mit dabei. Die Tour stellt sich als recht informativ heraus und der große Vorteil ist, wir kommen in den abgesperrten Teil des Damms, d.h. bis zur Staumauer und auf die Straße die über den Staudamm führt. Beide Perspektiven sind sehr beeindruckend. Die Tour führt ins Innere des Damms zum Kontrollzentrum wo leider fotografieren untersagt ist. Verschiedene Messstationen, in denen Sensoren Bewegungen und Erschütterungen registrieren sowie regelmäßige Kontrollmessungen mit Laser sorgen dafür, dass etwaige Abweichungen im Damm rechtzeitig erkannt werden.

Der Damm hat am Sockel eine Breite von 60 und am oberen Ende eine von 9 Metern. Er verbindet zwei Bergketten miteinander und ist in die beiden Bergflanken hineingebaut um dem enormen Wasserdruck stand zu halten. Zusätzlich fließt Wasser aus höhergelegenen Stauseen durch die in die Berge gebohrten Tunnel in den Katse-Stausee, der das Herzstück des Highland Water Projects ist. Über die längsten Tunnel der Welt wird das Wasser zunächst durch Lesotho in den Westen, d.h. entgegen der natürliche Fließrichtung, nach Johannisburg und Pretoria geleitet. Nur 15% der ursprünglichen Wassermenge sowie überschüssiges Hochwasser in den Sommermonaten fließen weiterhin im alten Flussauf gen Osten.

auch Klipschliefer fühlen sich hier wohl

Eine beeindruckende Technik wurde hier mit Experten aus Deutschland, USA und Südafrika gelungen umgesetzt und verhilft hoffentlich viele Menschen in beiden Ländern zu mehr Entwicklung und Wohlstand.

Mit dem Bau des 147 m hohen Katse Staudamms, auf den wir von unserem gestrigen Nachtlager blickten, endete 2004 die Phase 1 des o.g. Projektes. Die Staudämme Mohales sowie Polihali sollen bis 2024 das Projekt abschließen.

Der Wasserstand liegt derzeit mit ca. 3-5 Metern unter seinem sommerlichen Füllstand. Da es letztes Sommer, d.h. vom Oktober bis März so viel regnete, musste siebenmal Wasser über den vorgesehenen Überlauf am Staudamm abgelassen werden.

Eine gemauerte Brücke überspannt den Stausee an seiner engsten Stelle.

Ablaufendes Wasser vom Berg klebt hartgefroren an den Felsen und erinnert uns an die Kälte auf knapp 3000 m außerhalb des Wohnmobils.

Nun gilt es die knapp 150 Km bis an die Grenze zu Südafrika entlang des gewaltigen Stausees hinauf auf 2900 m als auch wieder hinunter auf 1600 m in zahllosen Kehren zurück zu legen. Insbesondere bergab ist es teilweise mit weit mehr als 16% Gefälle sehr steil. Da unser Wohnmobil ordentlich schiebt, bleibt mir auf einzelnen Passagen nichts anderes übrig als diese im 1. Gang zu fahren um die neuen Bremsen nicht zum Glühen zu bringen.

Die Bergketten gleichen streckenweise denen aus dem Film Herr der Ringe.

Ein unglaublich grandioses Finale von Panoramen feuert Lesotho auf unserer letzen Fahrt Richtung Grenze ab. Immer noch staunend über das wunderschöne Königreich, inmitten von Südafrika, ist bald die Grenzstation erreicht und wir verlassen Lesotho mit vielen Eindrücken um in den Golden Gate Highland National Park zu fahren. Unser 90-tägiges Visum ist trotz verlassen der Republik von Südafrika nach Lesotho unverändert gültig.

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