von Royal Natal NP bis Upington
von Royal Natal NP bis Upington

von Royal Natal NP bis Upington

Wegen des schlechten Wetters und der sonnigen Vorhersage für den Royal Natal Park am nächsten Tag verlassen wir frühmorgens den Krüger Park über das Crocodile Bridge Gate via Komatipoort und fahren mit einem Halt in Malelane, um Lebensmittel im Spar aufzustocken, in Richtung Royal Natal Nationalpark, den wir gegen morgen Mittag erreichen wollen. An einem Staudamm gibt es einen netten Campsite, an dem wir übernachten. Am nächsten Morgen glüht der Himmel für wenige Minuten, bis sich die Sonne den Himmel erobert hat.

Als wir durch Volksrust fahren, sind wir beide erschüttert, denn die Stadt macht einen absolut verdreckten und vernachlässigten Eindruck. Die Straßenränder, als auch die kaputten, gepflasterten Gehwege sind vermüllt und voller Löcher. Geöffnete Geschäfte gibt es kaum. Bis auf ein paar Schwarze die sich entlang der Hauswände herum drücken, wirkt alles verlassen und so etwas von verlottert, dass ich hier nicht einmal aussteigen wollte. Ich vermute, dass es an der Bergbauindustrie mit den vielen Minenarbeitern und der wenigen ländlichen Bevölkerung liegt. In den Dörfern ist es meist freundlicher und aufgeräumter, auch wenn oft in den Vorgärten alte, nicht mehr funktionstüchtige Autos stehen. Letztes Jahr lernten wir sehr nette Südafrikaner aus Volksrust kennen und ich kann mir gar nicht vorstellen unter welchen Umständen sie hier leben müssen. Das wirklich einzig Schöne, was wir auf der Durchfahrt sehen, ist das von der Morgensonne angestrahlte Gebäude aus längst vergangen guten Tagen. Im Erdgeschoss sind die viele aufgegebenen ehemaligen Geschäfte mit verklebten Schaufenstern zu sehen. Die restliche Stadt hingegen wirkt tot und dem Verfall preisgegeben. Die grünen Flächen außerhalb der Stadt hellen die Stimmung wieder auf.

Ein Staudamm, bald nachdem wir Volksrust verlassen haben, läuft auf Grund des vielen Regens der letzten Tage, über. Ich hoffe doch sehr, dass die Wasserkraft des Damms zur Stromerzeugung genutzt wird, denn Südafrika leidet immer mehr am load shading, d.h. an den mehrmals täglichen Stromabschaltungen für mehrere Stunden.

Royal Natal Nationalpark

Wie geplant erreichen wir den Nationalpark in den Drakensbergen am nächsten Tag gegen Mittag. Die Drakensberge sind das höchste Gebirge im südlichen Afrika und erreichen maximal 3482 Meter in Lesotho. Wir halten des öfteren an um das gewaltige Panorama des Natal Gebirges auf uns wirken zu lassen. Mit Blick auf das berühmte Amphitheater, eine acht Kilometer lange, fast senkrechte Felswand, die 1000 Meter hoch ist, frühstücken wir gemütlich um im Anschluss den Campsite des Parks in aller Ruhe anzusteuern.

Von der Ferne sehen wir die Tulega Falls, deren fünfstufiger Wasserfall eine Höhe von 948 Metern erreicht. Diese Höhe wird nur noch vom Salto Angelo in Venezuela übertroffen. Da es für die ca. 10 stündige, z.T. steile Wanderung zu den Tulega Falls zu spät ist und für morgen schon wieder Wolken und Niederschläge vorhergesagt sind, wählen wir die Tiger Falls als unser heutiges Tageswanderziel.

Der Mahai Campsite bietet auf einer herrlich großen Wiese ausreichend Platzt, auf dem wir mit zwei weiteren Campern stehen.

Wanderung zu den Tiger Falls

Vom Campingplatz geht es zunächst zu den Cascades des Tiger Rivers, bevor es steiler werdend auf einem guten Weg zum Tiger Wasserfall abzweigt.

Von weitem schon ist der Wasserfall zu sehen. Bis wir ihn erreichen liegt er zwar bereits im Schatten, trotzdem ist er sehr schön. Die Wanderung, umgeben von der herrlichen Bergwelt und den vielen Baumfarnen, hat sich in jedem Fall gelohnt. Welch tolle Abwechslung zu den letzten Tagen, die von stundenlangen Autofahrten im Krüger NP und Bewegungsmangel geprägt waren.

Am nächsten Morgen hängen, wie angekündigt, die Wolken tief und lassen nichts von der Schönheit der Berge erahnen. So treten wir rasch den Weg zur nächsten Etappe nach Bloemfontein, der ehemaligen Hauptstadt des Oranje-Freistaats an. Wir müssen bis zum 15. April den Khalagadi Nationalpark an der Grenze zu Namibia erreichen, da keine späteren Termine buchbar waren. Der Park hat nur drei Campingplätze, die bereits ein Jahr im voraus ausgebucht sind. So bleibt uns nur die Wahl, einige der wenigen frei gewordenen Tage zu reservieren. Zunächst sind es nur zweit Tage die wir bislang reservieren konnten, hoffen aber noch auf weitere Stornierungen, so dass wir ca. eine Woche im Park verbringen können. Wegen diesen Buchungszwängen erreichen wir, entgegen unserer groben Planung, das Northern Cape etwa eine Woche früher als gedacht.

Der 20 Kilometer vor Bloemfontein gelegene Campingplatz, den wir wie immer auf der iOverlander App aussuchen, erweist sich als Volltreffer. Ruhig und beschaulich haben wir die ganze Wiese bis runter zum Fluss für uns. Als wir am nächsten Mittag genug von Bloemfontein und den vielen geschichtsträchtigen Gebäuden und Denkstätten haben, zieht es uns hierher zurück in die beschauliche ländliche Gegend. Für unsere Wäsche steht eine Waschmaschine mit Trockner zur Verfügung, so dass die anstehenden Haushaltstätigkeiten rasch und ohne große Mühen erledigt sind.

Historischer Rückblick

Nach der 1806 erfolgten Abtretung der bis dahin niederländischen Kapkolonie an Großbritannien, gerieten die dort lebenden Buren zunehmend in die Minderheit. Durch die Aufhebung der Sklaverei im Jahr 1836 sahen sie sich ihrer ökonomischen Grundlage beraubt. Um ihre Identität zu wahren und um sich nicht den britischen Gesetzen beugen zu müssen, wichen etwa 12.000 Buren im sogenannten Großen Treck von 1835 bis 1841 ins Hinterland aus. Nördlich des Oranje Rivers gründeten sie 1842 den Oranje-Freistaat mit der Hauptstadt Bloemfontein und riefen 1853 nördlich des Vaal die Südafrikanische Republik (Transvaal) mit der Hauptstadt Pretoria aus.

Bloemfontein

Der Vortrekker Johannes Brits, erbaute im Jahre 1840 an einer von Blumen umwachsenen Quelle eine Farm, die er „Bloemfontein“ nannte. Hier schlossen 1854 Buren und Briten die Bloemfontein Convention, die zur offiziellen Gründung der Burenrepublik Oranje-Freistaat führte, dessen Regierungssitz Bloemfontein wurde. Am 13. März 1900 fiel der Ort während des Zweiten Burenkrieges in die Hände britischer Truppen. 

Das Old Presidency, das majestätische Haus des ersten Präsidenten, wurde die offizielle Residenz der drei Präsidenten der Republik des Oranje-Freistaates für die Zeit von 1886 bis 1900.

Die säulengeschmückte Halle des Free State Provincial Legislature ist das wichtigste gesetzgebende Organ der südafrikanischen Provinz Free State und wird bis heute von der Landesregierung genutzt. Dies ist auch der Grund warum uns sofort beim Betreten des Geländes ein freundlicher Polizist aufhält. Er verrät uns in einem netten Gespräch, wie ein Guide, viele historische Details des Versammlungsortes.

Ein weiteres ehemaliges Regierungsgebäude ist das Old Government Building, in dem aktuell das National Afrikaans Literary Museum untergebracht ist. 1974 berief das Afrikaanse Letterkundige Museum en Navorsingsentrum (NALN) Professor Dr. Nienaber als Direktor des neu gegründeten Instituts nach Bloemfontein, dessen Arbeitszimmer ebenfalls zu besichtigen ist. Dr. Nienaber war für die Einführung des Lehrstuhls für Africaans in Südafrika verantwortlich.

Buren Krieg

Eines der wichtigsten Ereignisse in der Geschichte Südafrikas war der Anglo-Buren-Krieg von 1899-1902. Der Zweite Burenkrieg war ein Konflikt zwischen den beiden Burenrepubliken Oranje-Freistaat und der Südafrikanischen Republik (Transvaal) mit Großbritannien, der mit deren Eingliederung in das britischen Imperium endete. Das wichtigste auslösende Motiv für den Burenkrieg war die Entdeckung der ertragreichen Diamant- und Goldvorkommen 1869 in Kimberley und 1886 in Witwatersrand rund um Johannesburg auf dem Gebiet der Burenrepubliken. Das eigentliche Interesse der britischen Politik galt der Kontrolle der Bodenschätze und der Verwirklichung des sogenannten Kap-Kairo-Plans, der ein geschlossenes britisches Kolonialreich von Ägypten bis Südafrika vorsah.

Während des südafrikanischen Krieges, führten die Buren heftige Schlachten gegen die Engländer. Sie belagerten nicht nur über einige Monate lang Kimberley, sondern hielten auch neuen Monate lange eine britische Garnison umzingelt. was die Briten als große Schande empfanden. Letztendlich siegten die Briten und rund 120.000 Farmbewohner, vor allem Frauen und Kinder, wurden in Konzentrationslagern interniert. Davon starben über 26.000 Frauen und Kinder aufgrund katastrophaler Lebensbedingungen an Hunger und Krankheiten. Der Obelisk soll an diese Opfer erinnern. Viele der gefangenen Männer wurden im Ausland interniert.

Big Hole – Kimberley

Noch heute ist Kimberley die Diamantenhauptstadt der Welt. Big Hole ist das Tagebaurestloch der ehemaligen Kimberley-Mine, aus der bis 1914  Diamanten gefördert wurden. Insgesamt wurden 2722 Kilogramm bzw. 14,5 Millionen Karat Diamanten aus dem größten von Menschhand geschaffenen Loch, gefördert. Der Abbau reichte bis zu einer  Tiefe von 1097 Meter.

Die Diamanten wurden zu Beginn von hunderten Diamantensuchern in einzelnen Claims im Tagebau abgebaut. Die diamantenführende Gesteinsschicht des yellow ground war durchgraben; nur Wenige glaubten, in tieferen Schichten ebenso Diamanten zu finden. Cecil Rhodes, der sich in den Jahren zuvor vorwiegend mit dem Diamantenhandel beschäftigt hatte, kaufte die nun weniger ertragreichen Minen auf und gründete die Firma De Beers, benannt nach den ursprünglichen Eigentümern der Farm, auf der die Diamantenfelder lagen. Nach dem Kauf durch Cecil Rhodes wurde der Abbau der Diamanten wegen des inzwischen ineffizienten Tagebaus und den zahlreichen Todesfällen im Untertagebau fortgesetzt. 

Ein langer Auslegerarm führt zur Aussichtsplattform, die den Blick in das Big Hole ermöglicht. Im Untergrund des Museums sind die alten Stollen sehr anschaulich nachgebildet.

Die De Beers Hall, in welcher eine Sammlung von ungeschliffenen Rohdiamanten sowie einige Replikate von bekannten Diamanten zur Schau stehen, können wir unter Aufsicht von zwei Security Mitarbeitern besichtigen.

Unmittelbar neben dem Minenmuseum wurden ganze Straßenzüge nebst Gebäuden und Straßenbahn sowie einer alten Schmiede aus der Zeit des Diamantenfiebers um 1890 restauriert. Für das leibliche Wohl wird in der Bar und dem Restaurant bestens gesorgt.

Douglas – Vaal Vrede Campsite

Da es in Kimberley keinen Campingplatz gibt, übernachten wir auf dem Weg nach Upington in Douglas, einem kleinen Ort am Vaal River und genießen den farbenprächtigen Sonnenuntergang mit Wetterleuchten am Fluss bevor es morgen weitere 300 Kilometer nach Westen in Richtung Khalagadi Transfrontier Nationalpark weitergeht.

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