Nach gut einer Stunde Fahrt ins Tal ist Al Hamra erreicht. Die vollständig aus Lehm errichtete Altstadt ist faszinierend, nur leider weitestgehend dem Verfall preisgegeben. An den, bis zu dreistöckigen, Lehmhäuser nagt der Zahn der Zeit gewaltig.












In Misfah, nur 9 km von Al Hamra entfernt, wurde der Erhalt des vollständig aus Felssteinen errichteten Dorfes ernst genommen. In einigen der alten Gemäuer befinden sich nun Hotels oder Cafés. Das Beste ist aber, der sich unterhalb des Dorfes anschließende, Palmenhain. Die angelegten Wege führen durch eng stehende Dattelpalmen sowie Bananenstauden. Wasser plätschert in den Bewässerungskanälen und alles ist so unglaublich grün. Ein bisschen Paradies in dieser, mit monotonem Ocker und felsgrau in allen Schattierungen so reich gesegneten Landschaft.

Festungsanlage in Bahla

Das größte Fort des Omans ist von einer elf km langen Stadtmauer umgeben. Wir besichtigten es gegen Mittag in der Annahme, dass die Bustouristen zu dieser Zeit am Mittagstisch sitzen. Richtig war unsere Annahme, denn erst als wir vom nahegelegenen Souk zurück kommen und weiter nach Jabrin fahren, entleert der erste Reisebus seine Gäste auf dem Parkplatz.
Eine Festung, vermutlich aus dem 17. Jahrhundert, diesen Ausmaßes haben wir nicht erwartet. Es drängt sich geradezu der Vergleich mit dem Papstpalast in Avignon auf. Zahlreiche Innenhöfe und Räume führen immer weiter ins Zentrum der Festungsanlage. Der Eingang zur inneren Festung ist mit starken Toren gesichert. Zudem ist ein offener Vorbau, eine Art Alkoven, im zweiten Stockwerk, genau über dem Eingang. Dies diente dazu Angreifer vor dem Tor mit heißem Dattelfett, brennendem Öl oder Pech zu übergießen.
Bis hoch in die Wehrtürme gehen die verschlungenen Gänge und Treppen.















Der naheliegende Souk hat bis auf zwei Cafés geschlossen. Schade, denn es ist der am schönsten renovierte Souk den wir bislang kennenlernen durften. Sehr elegante, arabische Wand- und Hängelampen spenden in den engen Gassen oder Verkaufsräumen Licht.

Eine Oud, eine Art Laute, wartet auf ihre Nutzung in einem der Zimmer. Die Gebäude sind alle in Lehmbauweise errichtet. Zumindest ist die Oberfläche aus mit Stroh vermengtem Lehm. Darunter vermute ich, wie ansonsten bei Neubauten, werden Hohlblockziegel Verwendung finden.


Der Palast von Jabrin
In Jabrin steht der gut erhaltene Palast aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts. Der damalige Iman lies eine kleine, bereits existierende Kaserne zu dem heutigen Palast erweitern. Die Erbfolge Streitigkeiten machten es erforderlich den Palast zu einer Festung zu erweitern. Von den Wachtürmen war eine Rundumsicht als auch Verteidigung in alle vier Himmelsrichtungen möglich.

Das Pulver, als auch die Kugeln für die Kanonen wurden in den Kellerräumen gelagert und mittels eines Flaschenzugsystems in die Verteidigungstürme nach oben gebracht. Zwei unabhängige Brunnen im Inneren der Burg sicherten die Wasserversorgung im Falle einer Belagerung.

In der riesigen Küche wurde für hunderte von Gästen bei Feierlichkeiten in Kupferkessel von einem Meter Durchmesser Essen zubereitet.







Im ersten Obergeschoss befinden sich Audienzräume, die mit Teppichen ausgelegt und Sitzkissen für den Rücken zum Verweilen einladen. Aufwendig verarbeitete Holzdecken, sowie Gastgeschenke aus China, Japan, Indien und Sansibar schmücken die Zimmer.

Der Iman, als geistiges Oberhaupt und weltlicher Führer, hielt in diesen Räumlichkeiten Sitzungen mit Abgesandten des Volkes ab, war für die Rechtsprechung zuständig und empfing Gäste aus vielen Ländern zu denen der Oman Handelsbeziehungen auf dem See- und Landweg unterhielt.

Im nächsten Stockwerk sind die privaten Räume des Imans als auch der Frauen, einschließlich Bäder und Gebetsräume zu finden.
