Abenteuer Rub al Khalil
Abenteuer Rub al Khalil

Abenteuer Rub al Khalil

Ubar

An unserem Übernachtungsplatz erfeuten sich gefühlt tausende von Fliegen an den vier ahnunglosen Touristen die morgens lecker Käse, Brot, Obst und Eier offerierten.

Die letzte Tankstelle vor der Wüste. Hier wird uns mehr Geld für ein leichtes Süppchen als fürs Tanken von einem verschlagenen Pakistani abgeknöpft. Benzin ist billig im Oman.

Die Ausgrabungen von Ubar sind relativ klein, wenn man sie mit den hiesigen Kreisverkehrsinseln vergleicht.

Das tausende Jahre alte Ubar (auch Wubar genannt) war ein Fort bzw. eine Handelsniederlassung über die Route der Weihrauchstraße gen Norden führte. Mit Niedergang des Weihrauchhandels verlor das Fort seine Funktion, geriet in Vergessenheit und verschwand im Sand, bis es in den 80er Jahren durch Auswertungen von Satellitenaufnahmen und daran anschließenden gezielten Grabungen wieder entdeckt wurde.


Souly Desert Lodge

Am Nachmittag erreichen wir über eine immer besser werdende Piste die angepeilte Souly Desert Lodge.

Das Gatter ist geschlossen und auch sonst macht es keinen bewohnten Eindruck. In der Hoffnung, dass es doch nicht so leer wie es erscheint ist, betreten wir das Gelände und suchen nach dem Verwaltungspersonal. Glück gehabt. Sie wissen zumindest, dass es eine Anmeldung von vier Personen gibt und angeblich sollen noch drei Fahrzeuge kommen, was aber nicht zutrifft. So sind und bleiben wir die einzigen Gäste. Wir gehen erstmal im Brustton der vollen Überzeugung davon aus, dass die beiden großen und schönen Bungalow für uns bestimmt seien. Wie könnte es denn anders sein? Der Sultan von Oman weilt derzeit im Garmisch, somit sind keine weiteren Gäste zu erwarten, die Ansprüche auf die beiden einzigen Holzgebäude erheben könnten. Alle anderen Unterkünfte sind stark strapazierte, nicht sehr einladend aussehende Zelte. Leider sind diese nicht mit dem erwarteten orientalischen Charme ausgestattet, sondern machen eher einen vernachlässigten wenn nicht gar heruntergekommen Eindruck.

Obwohl sich unsere Annahme bei Prüfung der Buchungsunterlagen nicht bestätigt, können wir in den beiden Bungalows bleiben.

das Abenteuer in der Rub al Khalil beginnt

Die Freude auf die Dusche und Elektrizität zum Aufladen aller Akkus werden dadurch getrübt, dass das Wasser aus einem artesischem Brunnen kommt und einen ausgesprochen intensiven Schwefelgeruch aufweist. Der Generator der Lodge brummt laut und deutlich, aber das hilft nur dem Personal, denn die Stromversorgung der Bungalow- und Zeltunterkünfte ist unterbrochen. Der 2nd. Lodgemanager macht sich nach Klärung der Lage auf, die 90 km in die nächste nahegelegene Ortschaft, zu fahren um vermutlich eine Sicherung zu besorgen. Knappe zwei Stunden später gibt es Licht im Zimmer, im Essenszelt und die Akkus können bis zur Abschaltung des Generators, was ca. 2 Stunden später erfolgt, laden.

Spät Abends kommt der neue Manager der Lodge. Sie wurde ihm vor ein, zwei Wochen ohne weitere Unterlagen und Hinweise auf gebuchte Gäste übergeben. Dafür lief noch alles gut ab. Er zeigt uns die Route die der inzwischen angekommene Guide die nächsten drei Tage mit uns unternehmen wird. Morgens will sich keiner von uns, den seltenen Genuss einer Dusche mit einem, nach Klaus‘ Meinung sicherlich gesunden, aber nach faulen Eiern stickenden riechendem Heilwasser, hingeben.


Unser Guide spricht nur wenig englisch, kennt aber eine paar deutsche Wörter wie guten Morgen, heiß und Brot. Das ist doch ein Anfang.

Hinter der ersten großen Düne, geschätzt nur einen Kilometer entfernt von der Lodge, lässt er die Autokarawane anhalten und fragt Klaus und mich ob wir mit ihm auf die Düne hochfahren wollen. Natürlich stimmen wir beide erfreut zu, steigen in den 400 PS starken Toyota Landcruiser des Guides ein und schon geht’s die Düne in einem Affenzahn hinauf. Da ich gar keine Zeit hatte mich anzuschnallen, schaukle ich wie wild hin her bis wir den Dünenkamm erreichen.

Das war ein Abenteuer und die Aussicht auf die Dünenlandschaft sowie auf die unter uns liegende Souly Desert Lodge ist beeindruckend. Die Düne runter geht’s mindestens so schnell wie hoch. Leider warten die Mädels vergeblich auf ihren Trip auf die Düne, dass ist wohl nur Männern vorbehalten. Inshalah.

In gemütlichem Tempo cruisen wir auf flachem Gelände entlang der ca. 200 m hohen Dünen durch die Dünentäler bis wir an ein natürliches Ende des Tals gelangen. Die erste, kleinere Dünenüberquerung ist angesagt. Der Guide startet durch, legt die Spur und verschwindet im Sand. Irgendwann taucht er wider auf einem Hügelkamm auf, gibt Klaus ein Zeichen um ihm als Zweiter zu folgen. Mit Spannung verfolgen wir das Fahrzeug von Heidi und Klaus, bis es in einer Kurve verschwindet und nicht mehr auftauchen will. Über die Walkie-Talkies informiert uns Klaus, dass wir noch warten sollen bis sein Fahrzeug aus der Kurve geborgen ist.

Nach einer Tee- und Kaffeepause geht’s wieder gemütlich, von Fotostopps unterbrochen, weiter bis es Zeit wird ein Nachlager zu finden. Auch das meistert Musalam mit Bravour.

Endlich werden wir aufgefordert die Dünen zu erobern, was sich recht gut anlässt bis wir die tiefsandige und inzwischen gut durchpflügte, scharfe Rechtskurve erreichen und die uns, wie unseren Vorgängern schon, zum Verhängnis wird. Nichts geht mehr, weder zurück noch vorwärts.

Musalam, der Guide, bedeutet mir nicht zu schaufeln sondern auf ihn zu warten. In einem wilden Lenk- Fahrmanöver befreit er unseren Nissan, fährt weit zurück um genügend Schwung nehmen zu können und heizt mit Vollgas im ersten Gang den Hügel hinauf, schlingert in der verhängnisvollen Kurve und treibt das Auto mit Wucht durch den Sand aus der Kurve heraus, um es auf sicherem, festen Gelände abzustellen. Ein Grinsen breitet sich auf seinem Gesicht aus. Jetzt hat er uns allen gezeigt wo der Hammer hängt und wer hier der Master of the dunes ist.

… mit nochmals Anlauf klappt es auch

Er leitet die Blechkarawane in zahlreichen Kurven sanfte Hügel hinauf, bis es in einem leichten Rechtsschwung in eine ebene, kleine, windgeschützte Talsenke geht. Einen besseren Übernachtungsplatz können wir gar nicht wünschen. Auf den umliegenden Hügeln weht leichter Wind und treibt den Sand vor sich her. Wir logieren geschützt vor Sand und sind sichtlich zufrieden mit dem ersten Tag in der Rub al Khalil. Der Aufbau des Dachzeltes und die Zubereitung der Abendessens mit nur einem Gaskocher beherrschen wie inzwischen aus dem eff eff.


Mit zwei Nikon Kameras bestückt, um nicht die Objektive wechseln zu müssen, versuche ich die einzigartige ruhige, friedliche Stimmung mit der Kamera einzufangen.

Wer offen für diese Stimmung ist und sie in sich aufnehmen kann, versteht wie es zu diesen grandiosen Entwürfen der Oper und der Grand Mosque im Muscat kam. Die märchenhaften Gebäude sind in ihrem sandhellen, Hochglanz poliertem omanischem Marmor ein Abbild dieser fantastischen Dünenlandschaft.

Die Rub al Khalil ist häufig mit blühenden Büschen und, eher selten, mit kleinen, dunklen Bäumen bzw. Sträuchern versehen. Dieses Erscheinungsbild ist für uns gänzlich ungewöhnlich, da wir das von anderen Wüsten nicht kennen. An Nachmittag erreichen wir neben der Piste einen langen Dünenzug nahezu gänzlich ohne grünen Bewuchs. Scharfe Sichelkanten führen nach oben auf die nicht gerade niedrigen Dünenkämme.

Nur wenige Kilometer entfernt von unserem Übernachtungsplatz entfernt, ist eine Oase die von unterirdischem Wasser, das angebohrt wurde, gespeist wird. Das Wasser breitet sich in kleinen, flachen Seen aus, saftig grüne Gräser wachsen und sogar ein blaugefiederter Vogel findet sich zu meinem Erstaunen ein. Hat sich vermutlich ein wenig verflogen.

Bevor es auf ebener Fläche weiter geht, erhöhen wir mit unseren Kompressoren den Reifendruck auf 25 PSI.

Ein weiterer, wunderschöner Tag in der Wüste folgt mit weiternen Dünenquerungen sowie up- und downhills. Wir versuchen viel von unserem Guide zu lernen.

Der nicht weit davon entfernte artesische Brunnen, erwartungsgemäß nach Schwefel stinkend, hindert Christine und mich unter dem schattenspendenden Baum eine Rast einzulegen. Lieber fahren wir die ein oder zwei Kilometer zurück zu der einzigartigen Dünenlandschaft und packen noch weitere Fotos auf die Speicherkarte.

Puristische, schnörkellose Schönheit am Wegesrand.

Am frühen Abend, so gegen 16:30, beginnt Musalam nach einem geeigneten Übernachtungsplatz zu suchen. Nach ein paar weniger geeigneten Plätzen, die wegen des Windes ausscheiden, wird er schließlich fündig und führt uns in eine Talsenke.

Völlig überraschend verschwindet Musalam vor mir in der Tiefe. Ich folge ihm und sehe mich vor einer steilen Sandabfahrt die in ein kreisrundes kleines Becken führt. Zum Überlegen bleibt keine Zeit wenn ich nicht im weichen Sand stecken bleiben will. Ohne zu zögern folge ich den Spuren des Land Cruisers und hoffe nicht mit dem Kühler unten an gekommen im Sand stecken zu bleiben. Ist es bei Musalam gut gegangen wird’s bei mir auch klappen. Wichtig ist, in keine Schräglage zu geraten und nicht zu bremsen, um einen Purzelbaum mit den Nissan zu vermeiden. Es klappt alles vorbildlich, bin ich froh. Nicht nur mir ist es noch ein Rätsel, wie wir den Kessel morgen wieder verlassen können. Aber darüber machen wir uns morgen Gedanken.

Erstmal gibt’s ein noch halbwegs kühles Bier bevor geduscht und gekocht wird. Ein romantisches Lagerfeuer, für das der Guide in Windeseile Holz sammelte, beschließt den Tag.


Musalam ist wie Klaus und Heidi bereits vor dem Zelt, das er neben seinem Toyata jede Nacht aufbaut. Mit geschultem Augen sucht er die uns umschließenden Dünen nach einer bergungsfreien Ausfahrt ab. Auf dem Dünenkamm sondieren wir gemeinsam die Festigkeit des Sandes und besprechen die Möglichkeiten die sich bieten. Zunächst heißt es alle Motoren starten und warm laufen lassen. Die Luft der Reifen hatte Musalam heute morgen sicherheithalber auf 18 PSI bereits reduziert.

Er startet mit etwas Anlauf, soweit es der enge Kessel zulässt und düst über eine leicht ansteigende Düne auf den Kamm, zieht den Wagen nach rechts und verschwindet aus unserem Blickfeld. So, schön war’s. Er hatte sich noch von allen verabschiedet und ist nun entschwunden. Wir hörten gerade noch das Röhren der 400 PS und schon kommt ein gut gelaunter, breit grinsender Musalam den Sandhügel herab. Nun schnappt er sich den Klaus‘ Nissan und fährt das zweite Fahrzeug aus dem Sand.

Nun bleiben nur wir noch übrig. Christine und Heidi steigen den Sandhügel hinauf, während ich, mit Musalam auf dem Beifahrersitz, den Spuren im Sand folge, die weichen Stellen im Sand vermeide, vor den Senken die Geschwindigkeit sanft ohne zu bremsen reduziere und danach wieder beschleunige um das Fahrzeug am heute morgen ausgemachten Zielpunkt neben den beiden anderen Fahrzeugen mit einer nach unten schauenden Motorschnauze parke. Somit soll sichergestellt sein, dass die Anfahrt so gut wie das Abstellen klappt.

Wow, wenn das kein erfolgreicher Start in den Tag war.

Weiter geht es durch flaches, sandiges Gebiet bis wir zur anvisierten Piste, ca. 30 km vor der saudiarabischen Grenze, den Reifendruck wieder auf 25 PSI erhöhen. Auf der ausgeschobenen und gut befahrbaren Strecke kommen wir mit 80-100 km/h flott voran.

Neben einem ‚bewaldeten‘ Gebiet, d.h. ein großes Areal mit Baumbewuchs, das unvermutet aus dem Nichts neben der Piste auftaucht, ist ein Militärposten, mit ca. 150 m neu geteerter Straße, die einzige Abwechslung. Einer Wellblechpiste folgend erreichen wir nach weiteren 80 km den Highway der Muscat mit Salalah im Landesinneren verbindet. Auf 271 km konnten wir die Rub al Khalil näher kennenzulernen und genießen. Nie hätte ich erwartet, als ich vor vielen Jahren den Reisebericht des Engländers Wilfred Thesiger las, selbst einmal das ‚Leere Viertel‘, wie die Rub al Khalil von den Beduinen genannt wird, zu durchqueren.

Der Tank ist, da wir 20 Ltr. Benzin im Reservekanister mitführten, noch nicht mal halb leer. Nach tanken und Reifendruck erhöhen verabschieden wir uns von Musalam an der Tankstelle in Mugshin. Er fährt auf der Autobahn zurück nach Salalah zu seiner Familie.

Wir hingegen peilen das ca. 300 km entfernte Wadi Mushroom mit seinen außergewöhnlichen Felsformationen als Lager für die Nacht an.

2 Kommentare

  1. Das klingt ja echt toll. Magische Natur und cooles fahren im Sand. Da wär man gerne dabei.-)
    Und die Bilder,….. boah

    Euch noch viel Spaß! Wir sehen uns dann später im Jahr (hoffentlich) viel weiter im Süden.-)

    Martina und Uli

    1. Hallo Martina und Uli,
      ja ich denke auch. dass wäre genau nach eurem Geschmack. Weitere Videos folgen noch, derzeit hat google den Upload aus dem Oman von meinem Notebook aus Sicherheitsgründen gesperrt. Über das nächste Highlight, die Fahrt in den Wadi Sahtan und Wadi Awf, berichte ich in Kürze. Ich hoffe auch sehr, dass wir uns gemeinsame Fahrten dieses Jahr noch treffen.
      Lg Werner und Christine

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