Teeplantagen in Malawi
Teeplantagen in Malawi

Teeplantagen in Malawi

Grenzübergang

Wie telefonisch vereinbart erwartet uns Innocent an der Grenze. Er hatte unsere Fahrzeugangaben sowie die Daten des Halters. Damit besorgte er bereits den Versicherungsantrag bis wir ankommen um dann zusammen mit uns die Zollformalitäten, wie Carbon- und Roadtax zu erledigen. Ein TIP (temporary import permit) benötigen wir aufgrund unseres CdP (Carnet de Passage) nicht. Den Geldwechsel sowie den Kauf der SIM Karte erlegen wir ebenfalls direkt an der Grenze. Später müssen wir feststellen, dass wir natürlich ordentlich beim Kauf des Datenvolumens übers Ohr gehauen wurden. Statt der versprochenen 30 Tage verfiel das Datenvolumen bereits nach 7 Tagen und statt 10000 Kwacha kosten 3 GB nur 1200 Kwacha.

Blantyre

Die Straße nach Blantyre ist in gutem Zustand, aber es hat weitaus mehr Verkehr als erwartet. Sehr viele PKW sind neben gefühlt tausenden Fußgängern und Fahrradfahrern auf den Straßen unterwegs. Man könnte glauben, dass die Bewohner Malawi’s kein Zuhause haben, denn es herrscht ein unvorstellbares Treiben innerhalb als auch außerhalb der Ortschaften. Die Radfahrer nehmen kein Ende. Zudem sind sie meist schwer mit Holz bzw. Holzkohle beladen. Quer liegende Fahrräder oder aufgerolltes, ca. 2 Meter langes Wellblech werden ebenfalls bis zur maximalen Beladungsgrenze transportiert. Ansonsten gibt es in Malawi Fahrradtaxis, d.h. der Gepäckträger ist als Sitz mit Polster umfunktioniert. So sitzen z.T. auch etwas schwergewichtige Leute auf dem Gepäckträger und bringen den Radfahrer, insbesondere bergauf, ganz schön ins schwitzen. Motorräder haben auch mal ein Schwein oder ein weiteres Motorrad auf dem Rücksitz.

In Blantyre begann die britische Kolonialisierung. Die Stadt, 1876 von schottischen Missionaren gegründet, ist laut, hektisch und bietet keine weiteren Sehenswürdigkeiten. So fahren wir zur Eco-Loggy, die von Martina aus Hamburg geführt wird. Hier verbringen wir bei leichtem Nieselregen unsere erste Nacht in Malawi. Die Eco-Lodge bietet neben einem Hostel, ein paar Chalets und dem Campingplatz in der Hauptsache Trainings und Schulungen zum Wasser- und Bodenmanagement für Gruppen aus aller Welt und Schulklassen aus Malawi an.

Das Schönste was die Stadt zu bieten hat sind die vielen Jacarandabäume die im September und Oktober blühen. Leider ist das älteste Haus Malawi’s, das Old Manager House oder Mandala-House von 1882, das in der Stadtmitte liegt, geschlossen als wir nach schier endlosen Staus dort ankommen. Hier befindet sich das Archiv und die Bibliothek der Malawi Society mit alten Fotografien, Stichen und Büchern. Für die Fahrt zum Mandala-House benötigten wir anderthalb Stunden von Martina’s Guesthouse das etwas außerhalb liegt, da es auf engen Straßen mitten durch den Ort geht. Minibusse halten unvermittelt am Straßenrand, Menschen laufen ohne nach links oder rechts zu schauen über die Straßen und vors Auto, einbiegende Fahrzeuge drängen sich rücksichtslos in den Stau. Im Nuh sind drei Fahrspuren entstanden, wo eigentlich nur eine ist. Straßenverkäufer reichen im Stau uns Obst, Macadamianüsse und was noch alles durchs Fenster und wollen uns lautstark zum Kauf drängen. Eine schier endlose Kakophonie, das ultra-langsame Vorankommen bei einer Außentemperatur vom 40+ Grad machen die Fahrt nicht gerade zu einem Vergnügen.

Lange Autoschlangen bilden sich vor den Tankstellen denn seit Tagen gibt es wieder einmal kein Benzin, da die Bargeldreserven der Regierung nicht ausreichen um den dringend benötigten Treibstoff zu bezahlen. Diesel ist zum Glück aktuell nicht davon betroffen. Die Fahrzeuge sind alle leer und bleiben, bis wieder Sprit zur Verfügung steht, am Straßenrand stehen. Manche Autofahrer schieben mit Helfern ihr Auto zur Tankstelle, Motorräder bleiben plötzlich im Kreisverkehr stehen und werden zur Seite geschoben, da hat’s wohl nicht mehr bis zur Zapfsäule gereicht.

Thyolo House – a hidden gem

Das Anwesen ist eine Oase der Ruhe und besticht durch eine Vielfalt von Pflanzen, wie Jacaranda, Bambus, Palmen und bietet zudem einen Fernblick auf die Berge. Das Haus verströmt kolonialen Flair wie wir es aus Asien kennen. Es ist so gemütlich eingerichtet, dass ich am liebsten hier für länger wohnen wollte. Viel Kunst aus Asien und Afrika, sowie die Skulpturen und Ölbilder von Flavia, der Eigentümerin selbst, schmücken die Räume. Rik, der sich während der Abwesenheit von Flavia, um das Haus kümmert ist ein ausgesprochen angenehmer Gastgeber. Abends ertönt leises Klavierspiel vom Flügel, denn Rik übt für einen baldigen Auftritt in einem der Restaurants. Hinzu kommt, das das italienische Restaurant welches zum Thyolo House gehört, selbstgemachtes Eis anbietet, wie es in Italien nicht besser zu kaufen gibt. Ein Pool neben den Chalets und einer Wiese zum Campen runden das Angebot ab. Hier verabredeten wir uns mit Martina und Uli um ein paar gemeinsame Tage in Malawi zu verbringen.

Tea Fields

Tee wird nur im Süden Malawi’s angebaut und ist von Blantyre auf einer guten Straße erreichbar. Schattenspendende Nadel- und Jacarandabäume sowie Palmen stehen inmitten der Teefelder. Malawi war das erste Land Afrikas, in dem Tee kommerziell angebaut wurde und ist nach Kenia, der zweitgrößte Teeproduzent Afrika’s. Die ältesten Teefelder am Fuße des Thyolo Mountain wurden bereits 1923 angelegt.

Makademia Plantage

Unweit vom Thyolo House, befindet sich eine Tee- und Macademiaplantage. Die Nüsse sind im Inneren weiß und weich. Sie werden zunächst mit der Schale zwei Wochen in der Sonne getrocknet um die Kerne im Anschluss zu rösten.

Satemwa Tea Estate

Die Erntezeit für Tee in Malawi ist von Dezember bis Mai. Unmittelbar nach der Ernte welken die Blätter in der Sonne um ein kräftiges Aroma zu entwickeln.

Das Huntingdon House auf der Satemwa Tea Estate liegt ca. 4 Kilometer von der Hauptstraße entfernt auf 1.200 Metern Höhe. Bei telefonsicher Anmeldung erhält man einen Gate Code mit dem wir uns bei der Security ausweisen und auf das weitläufige Gelände der Estate eingelassen werden. Die Sandstraße zum Haupthaus führt mitten durch die Teefelder die bis zum Horizont reichen. Im Hintergrund stehen Eukalyptuswälder, die zur Trocknung der Teeblätter verfeuert werden. Somit wird kein ursprünglicher Wald geschlagen und verheizt. In der Hauptsaison ernten auf Satemwa Estate mehr als 2000 Menschen Tee.

Das Huntingdon House stellt sich als nicht so erlesen und vornehm heraus wie der gelungene Internetauftritt es uns erwarten lies. Das gediegene, ältere Haus mit parkähnlichem Garten und massiven Holzmöbeln erreichen wir, nachdem mit Mühe die Schranke vor dem Parkplatz gemeistert ist. Vor dem bestelltem Lunch steht erstmal die Teeverkostung und die Besichtigung der Kaffeerösterei auf dem Plan. Etwas gehetzt marschieren wir bei Mittageshitze raschen Schrittes, um ja pünktlich zu sein, zur Teefabrik. Dabei sind wir heute die einzigen Besucher. Wozu war dann der Hinweis auf den pünktlichen Beginn um 10:30 nötig?

Bevor die Verkostung in einem laborähnlichem Raum beginnt, wird ein Video, der den Ernte- und Verarbeitungsprozess des Tees erläutert, gezeigt. Nicht ganz das was wir uns vorgestellt haben, denn Videos über Teeverarbeitung gibt es auch im heimischen Fernsehen oder im Internet. Der Tee steht in Schalen bereit und ist erwartungsgemäß lauwarm bis nahezu kalt. Mir fällt es schwer mich auf den Geschmack des kaltem Tee’s zu konzentrieren, denn den würde ich zu Hause wegschütten. In Indien bekamen wir bei Teeverkostungen frisch gezogenen heißen Tee, kalt wird dieser ja von ganz alleine. Interessanter finde ich die Kaffeeröstung und Verpackung mit ganz schlichten Mitteln in einem kleinem Raum, der gerade genug Platz für die Arbeiterinnen bietet.

Nachdem Lunch auf dem schattigen Freisitz vor dem Haus, wandern wir noch dreieinhalb schweißtreibende Kilometer und achtzig Höhenmeter entlang der Teefelder und durch den zum Estate gehörenden Wald. Eine Strecke die sich nach nicht viel anhört, bei der brütenden Hitze sich jedoch wie ein Vielfaches anfühlt.

Mulanje

Der Ort liegt nahe der Grenze zu Mozambique zu Füßen des höchsten Berges in Malawi. Bis auf stolze 3000 Meter ragt er im Dunst aus der Ebene hervor. Wir übernachten auf dem Gelände des lokalen Golfplatzes. Eine typische Hinterlassenschaft der ehemaligen englischen Kolonialverwaltung. Thyolo kann ebenfalls einen Golf- und Sportplatz mit Clubhaus vorweisen. Wie um Thyolo sind auch hier in Mulanje Teefelder soweit das Auge reicht, nur leider ist keine Besichtigung der Tee Estates oder der Fertigungsanlagen erlaubt.

Zomba

Zomba ist einstiger Verwaltungssitz der ehemaligen englischen Kolonialregierung. Es blieb bis 1975 Landeshauptstadt und bis 1994 tagte hier das Parlament. Es galt als eine der charmantesten Hauptstädte der britischen Kolonien. Unvorstellbar, dass die Gebäude, wie auch in Mozambique, dermaßen verfallen.

Zomba Plateau

Der schöne Blick auf Zomba und den See wird durch den Kahlschlag des Berges getrübt. Bereits zur Kolonialzeit wurden die Urwälder gerodet aber zumindest, durch vorzugsweise Mexikanischer Kiefer, ersetzt. Heutzutage werden die Bäume ohne Rücksicht gefällt und es gibt keine Wiederaufforstung. Auf windigen Fahrrädern wird das illegal geschlagene Holz in den Ort geschoben, denn fahren ist bei der Beladung ausgeschlossen. Die zum Fällen verwendete Säge ist an der Rückseite des auf dem Fahrrad gestapelten Holzes eingeklemmt und so schieben zahlreiche Männer ihr schweres Rad ins Tal. Es traurig zu sehen wie die einheimische Bevölkerung, Ameisen gleich, Holz aus den umliegenden restlichen Wäldern schleppt. Es ist bei weitem nicht nur Holz von vertrockneten und abgestorbenen Bäumen. Hier wird massiver Raubbau am nicht wieder aufgeforsteten Wald betrieben. Die Berge werden geleert und es ist absehbar, dass dies in wenigen Jahren nicht mehr möglich sein wird. Es sind bereits jetzt nur noch Restbestände des ehemals Waldes vorhanden. Bei dem zu beobachteten Tempo wie die Menschen sich des Waldes entledigen, ist gar nicht vorstellbar woher sie in wenigen Jahren ihr Heizmaterial beziehen wollen.

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