
Trennery’s bei Kei Mouth
Bis die restlichen updates im Cradock noch aufs Notebook aufgespielt und der E-Mail Account konfiguriert war, verging der Vormittag. Die 360 km an die Wild Coast, die in der ehemaligen Transkei liegt, brauchen viel Zeit, insbesondere gegen Ende zu. Es geht vorbei an Townships und Settelment Projekten. D.h. hier wurden die weißen Siedler enteignet und den schwarzen Nachfolgern Grundstücksparzellen zugeteilt. Nun gibt es kilometerlange ‚Siedlungen‘, d.h. Wellblechhütten oder aus Ziegel errichtete einzelne Häuser auf einer steppenartigen Fläche die mit Maschendrahtzaun, meist sogar Stacheldraht, umschlossen sind. Kein Mensch baut hier etwas Gemüse, Getreide o.ä. an. Nur vereinzelt laufen Kühe und ein paar verirrte Schafe umher.
Die letzten 50 km ziehen sich. Zunächst ist der Straßenbelag von dermaßen vielen und vor allem tiefen Schlaglöcher versehen, dass ich häufig bis auf den ersten Gang runterschalte, im raschen Wechsel die Löcher umfahre oder, wie die Südafrikaner, auf die Gegenspur wechsle bis uns der Gegenverkehr wieder auf die linke Fahrspur zurückdrängt. Dem äußerst anstrengenden Fahren folgt eine viele Kilometer lange Baustelle. Wir fahren je nachdem wo’s gerade besser zu fahren geht, d.h. entweder auf dem neuen Kiesbelag oder auf der alten gestampften Lehmpiste. Nach einer gefühlten Ewigkeit wird der Straßenbelag wieder gut. Erst im Gespräch mit unseren Nachbarn verstehe ich, wie die unzähligen kreisrunden Straßenlöcher entstehen. Bei den hier üblichen Straßenblockaden, werden mit Steinen und brennenden Autoreifen die wichtigen Verbindungsstraßen, wie Nationalstraßen, für den Verkehr ganztägig blockiert um gegen was auch immer zu protestieren. Durch die große Hitze der brennenden Reifen schmilzt der Teerbelag und das Schlagloch ist vorbereitet. Die bis zu 15 cm tiefen Löcher bzw. Gräben werden nur selten aufgeüllt bzw. repariert. Selbst in nahezu nagelneuen Straßen gibt es bereits wieder auffallend runde Löcher, häufig von Brandspuren umgeben. Es ist eben auch einfacher einen Reifen zu entzünden als zu Fuß mit einem Plakat zu demonstrieren.
Endlich erreichen wir die ersten Hinweisschilder zum Trennery’s Hotel & Campsite. Es stellt sich als ein recht netter Campingplatz mit zahlreichen Lodgen, Restaurant sowie Stellplatz mit Zugang zum Meer heraus. Das erkunden wir aber erst morgen. Die Hotelanlage ist aus dem Jahr 1931, inzwischen wieder gut in Schuss gebracht, gemütlich und mit sehr freundlichem Personal.

Unsere Camping-Nachbarn sind mit einem VW Amorag sowie einem VW Bus und Zelt angereist und stehen total auf deutsche Produkte. Sie sitzen, wie es hier üblich ist, unabhängig von den Außentemperaturen, draußen ums offene Feuer bzw. den Braai.
Die Affinität zu Deutschland und den bekannten deutschen Auto- bzw, Haushaltsgerätemarken ist uns bereits in Port Elizabeth aufgefallen




Wir hören von unserem Stellplatz die Meeresbrandung rauschen und sind auch bereits in wenigen Minuten am Sandstrand. Den langen Strandspaziergang genießen wir in vollen Zügen, da in den Nationalparks das aussteigen aus dem Fahrzeug strikt verboten ist und wir somit die meiste Zeit im Auto verbrachten.





Morgan Bay
Unser nächstes Ziel soll die Coffee Bay sein. Heute vor Sonnenuntergang wollen wir sie erreichen und dabei die Baustellenstraße, auf der wir nach Trennery’s kamen, um alles in der Welt vermeiden. Auf Empfehlung unserer Campingnachbarn wählen wir die Route über Kei Mouse. Dazu muss der Fluss mit einem potonartigem Gefährt überquert werden. Pech, dass bei Vollmond der Tidenstand so niedrig ist, dass die Fähre erst gegen 13:30 Uhr Fahrzeuge und Passagiere übersetzen kann. Nun ist nach dreieinhalb Stunden Wartezeit der halbe Tag vorbei und die Coffee Bay nicht mehr bei Tageslicht zu erreichen. Zudem gibt es heute in Butterworth Unruhen die mit Straßensperrungen, d.h. mit Steinbrocken und brennenden Reifen gesperrte Hauptverbindungstraßen wie die N2, verbunden sind. Rasch wird umgeplant und wir verbringen eine Nacht auf dem Campsite des Morgan Bay Hotels. Es wird ein entspannter Nachmittag an der Küste was in jedem Fall gut tut. Abends ist es uns bei hervorragender Internetverbindung endlich möglich die Website mit den Erlebnissen der letzten beiden Wochen zu füllen.







Coffee Bay und Hole in the Wall
… so lautet unser heutiges Ziel, nachdem wir es gestern schafften in fünf Stunden die 230 km entfernte Coffee Bay zu erreichen. Die Nationalstraße N2 ist gut zu befahren, aber die restlichen 68 km in die Bucht benötigten wegen dem extrem schlechten Straßenzustand eineinhalb Stunden hochkonzentrierte Fahrzeit.
Dafür ist der Stellplatz mit einer urigen, rustikalten Kneipe einzigartig an der Küste gelegen und bietet einen grandiosen Blick auf den Indischen Ozean. Leider heute mit Wolken, aber wir sind zuversichtlich, dass es morgen besseres Wetter geben wird.
Nach langem, gespannten Ausschauhalten entdecke ich einen Wal an der Wasserfontäne die er regelmäßig verspüht. Mehrere Delfine sind ebenfalls in Dunst unweit der Küste auszumachen.


Nach dem trüben gestrigen Wetter scheint heute die Sonne, so dass der Frühstückstisch sogleich draußen gedeckt ist. An dem Ausblick auf den nahen indischen Ozean und die umgebenden Berge können wir uns gar nicht satt sehen.

Im zweiten Gang Untersetzung fahre die 18-20% steile, betonierte Rampe zur Verbindungsstraße hoch. Zum Glück kommt gerade kein Fahrzeug an der Ausfahrt vorbei, damit ich ohne anzuhalten in die an der Lodge vorbeiführende Straße einmünden kann.





In dicke Mäntel oder Decken gehüllt kommen Bewohner aus den nahen Dörfer auf dem schmalen Pfad zwischen den Klippen und dem Campingplatz vorbei.
Vorbei an döflicher Idylle mit strohgedeckten, typisch afrikanischen Rundhäusern führt die Schotterstraße stetig bergauf- und ab. Nach wenigen Kilometern ist der Parkplatz zum Hole in the Wall erreicht.
Die üblichen Bewacher und Guides stellen sich ungefragt ein und lassen sich auch nicht abschütteln. Der Aufpasser, der auf das Wohnmobil achtgibt, wirkt hingegen beruhigend. Uns ist in der Transkei noch immer nicht ganz wohl wenn das Fahrzeug unbewacht abgestellt wird. Unter dem Hinweis, dass wir keine drei Guides benötigen um den gut sichtbaren Trampelpfad zu begehen, begleiten uns nun trotzdem drei Jugendliche zum Hole als selbsternannte Touristenführer mit dem Hinweis wie gefährlich die Gegend für Touristen sei.




Ach wie gut doch das Laufen auf weichem Waldboden ist, nachdem die letzten beiden Wochen, bedingt durch die Vorgaben der Nationaparks, sehr auf das Autofahren fokussiert waren. Unter weit ausladenden Bäumen schlängelt sich der Weg langsam Richtung unseres angepeilten Ziels.




Der Platz am Ufer gegenüber dem Felsloch, durch welches die Meeresbrandung gedrückt wird, ist angenehm und wir bleiben ungestört dort sitzen.



Auf dem Rückweg zum Camper störe ich wohl zwei Leguane die ihren Sonnenplatz sicherheitshalber aufgeben als sie mich hören und flux den Berg hinaufklettern. Was den beiden gar nicht so leicht fällt und sie immer wieder abrutschen da es ihnen entweder an der nötigen Kraft oder der Geschicklichkeit fehlt. Wie mir es scheint, ist ihr Körpergewicht deutlich höher als das der Iguanas in Costa Rica. Diese hatten bei weitaus größeren Abmessungen auf ausgesprochen dünnen Ästen Halt gefunden.

Kurz bevor der Parkplatz erreicht ist, führt der Trampelpfad zurück an die Felsküste. Hier arbeiten sich die Wellen an den Felsen ab, die schützend vor dem Strand liegen.


Zurück am Campingplatz, liegt uns der indische Ozean zu Füßen. Lange passiert nichts außergewöhnliches bis Christine Delfine entdeckt, die hier in Sichtweite zur Küste vorbei gen Norden ziehen. Eine große Anzahl von Delfinen gehört zu der vor uns schwimmenden Gruppe. Es ist unglaublich schön anzusehen wie sie im Wasser toben, aus den sich brechenden Wellen hoch springen und auf bzw. mit den Wellen surfen. Ganz großes Kino wird hier geboten. Schon gestern sah ich bei trüber Sicht einen Wal immer wieder auftauchend seine Fontäne blasen als auch mehrere Delfine schwimmen. Bilder gibt es davon heute leider keine, denn ich konnte mich von dem Anblick der Delfine nicht losreißen.


Oribi Gorge in KwaZulu Natal
Wir wollen die Oribi Schlucht mit dem bekannten Wasserfall sowie der Hängebrücke sehen. Die Beschreibung die uns am Campingplatz ausgehändigt wird, führt steil bergauf auf einem schmalen Pfad durch den Wald zu einem Wasserfall, der leider nur ein kleines Rinnsal ist. Von der Schlucht ist weit und breit nichts zu sehen. Also raus aus dem Wald um wieder auf’s Inernet zugreifen zu können. Mit Googles Hilfe orientieren uns und stellen fest, dass wir noch 14 km von unserem Ziel entfernt sind.
Samango Falls




Lehr’s Falls

Nach bezahlen der geringen Eintrittsgebühr wandern wir an den Schluchtrand und blicken vom Camel Rock gebannt auf die auslandende Schleife die der Umzimkulwana River in die Landschaft gefräßt hat.
Von dort führt der Weg am Rande des Plateaus weiter zu den gesuchten Lehr’s Falls. Auch hier, wie bereits erwartet, nahezu kein Wasser das sich die Felsen hinab bemühen mag. Immerhin gibt es die Suspension Bridge. Die wackelige Hängebrücke scheint massiv verankert zu sein, so dass wir es wagen die Schlucht darauf zu überqueren. Von der Brücke gibt es einen tollen Blick auf das Wasserrinsal, denn für einen richtigen Wasserfall der den Namen auch verdient hat, müssen wir wohl zu einer anderen Jahreszeit wiederkommen.











In Port Edward fand sich ein netter Campingplatz unweit vom Meer gelegen. Hier ist es im Gegensatz zur Transkei warm und wie man an den Pflanzen sieht, bereits subtropisch.

Die große Leidenschaft der weißen Südafrikaner ist neben Camping und Braai, das Angeln. Leider häufig ohne den erwarteten Erfolg.
Super Bilder und informative Beschreibung. Bin gespannt, wie Reise weiter geht! Lg Karin
Wieder mal sehr schöne Berichte und tolle Fotos, die Lust auf das virtuelle Mitreisen machen.