
Roadblocks
Seit wir den Süden des Landes verlassen haben, nehmen die Roadblocks, d.h. die Polizeikontrollen bei denen die Straße mit Ölfässern, Pilonen und manchmal auch mit Schranken blockiert ist, zu. Die Polizisten sind meist recht freundlich, fragen wie es uns geht, nach woher und wohin. Im Anschluss winken sie einen mit guten Ratschlägen weiter. Lästig ist halt, dass die nächste Kontrolle u.U. schon nach ein paar hundert Metern oder wenigen Kilometern fällig ist.
Sunga Moyo
Der nächste Halt am See liegt bereits etwas nördlich der Seehälfte. Dies ist bei deutlich weniger Verkehr, der zweite Tag in Folge, mit guten, d.h. nahezu ohne Schlaglöchern versehenen, Straßen. Wir verlassen die schöne Teerstraße und folgen der Sandpiste quer durch Bananenfelder dreieinhalb Kilometer bis das Camp, auf zuletzt recht holprigen Wegen, erreicht ist. Auf dem weiträumigen Platz können wir den schönsten Platz aussuchen, denn es sind keine weiteren Gäste anwesend. Im Wasser liegen schwarze Granitfelsen die an die Seychellen erinnern und auf denen sich zwei Hammerköpfe tummeln. Beschaulich frühstücken wir unter einem Mangobaum mit Blick auf den Malawisee.
Nkhata Bay
Morgens herrscht reges Treiben auf den Straßen, Frauen bringen Wäsche zum Fluss, holen Wasser oder gehen mit der Hacke aufs Feld. Schüler, leicht an in ihrer Schuluniform zu erkennen, sind ebenfalls wie Fahrrad- und Mopedfahrer auf den Straßen unterwegs. Die Ziegel zum Hausbau werden in jedem Dorf selbst hergestellt. Dazu kommt der Lehm in Holzgestelle mit Ziegelform. Die getrockneten Ziegel werden zu einem Hügel aufgeschichtet von außen mit nassem Lehm abgedichtet um sie dann zu brennen.
Die Fernsicht ist heute, wie so oft, durch dichte Rauchschwaden getrübt. Laub, Abfälle aller Art oder einfach das Unkraut auf den Feldern wird tagtäglich verbrannt. Das sollten sich unsere Umweltminister ansehen bevor sie Verbote in Deutschland aussprechen, denn es ist ja kein Einzelfall, in gesamt Afrika brennen die Felder als auch die Wälder .



Kautschuk Plantage
Wirtschaftlich gesehen stellt neben dem Holzverkauf der Anbau von Kaffee, Tee und Kautschuk im Hinterland die wichtigste Einnahmequelle dar. Der aus der eingeritzten Rinde des Kautschukbaumes fließende Milchsaft (Latex) wird in einem Gefäß aufgefangen. Die angeritzten Bäume werden nach dem Versiegen des Latex wieder mit Teer verschlossen. Jugendliche stehen am Straßenrand und verkaufen einfach gearbeitete Gummibälle, die jedoch bald wieder die Luft verlieren. Zusätzlich zu den Gummibaum-Plantagen, sind endlich wieder viele Laubbäume (zumindest für einige Kilometer) und nicht nur abgesägte Baumstümpfe und verbrannte Reste vergangener Bergwälder zu sehen. Die Abholzung stimmt uns immer wieder aufs Neue traurig. Wo bleibt hier die Einsicht, dass Aufforstung notwendig für den Erhalt des Waldes als auch der Berghänge ist. Starke Wassermassen spülen jedes Jahr in der Regenzeit wertvolles Erdreich von den Hängen. Immer öfter sind der blanke Fels und die Reste von Erdrutschen auf den Überlandstraßen zu sehen.

Manchewe Wasserfall
Über eine außergewöhnlich gute Teerstraße erreichen wir in kurzer Zeit den 125 Meter hohen Manchewe Wasserfall, der höchste Wasserfall des Landes. Ein gelungenes EU gesponsertes Projekt. Der Eigentümer der nahe gelegenen Mushroom Lodge spendierte dem Dorf eine Turbine mit Generator, so dass die Bewohner nun, unabhängig von der örtlichen Verwaltung, in der Lage sind ihren eigenen Strom produzieren zu können. Die Wasserfälle sind selbst zur Trockenzeit beeindruckend. Ein paar Jungs aus dem Dorf führen uns zu einer Höhle die hinter dem Wasserfall gelegen ist.

Livingstonia Missionsstation
Livingstonia ist im Wesentlichen eine Mission der presbyterianisch reformierten Kirche und bietet neben dem 130-Betten-Krankenhaus eine Universität. Die Kirche unterhält eine Sekundarschule und eine Technische Schule mit Internat für 1800 Schüler, wobei die Kirche weiteren 500 Menschen Unterkunft bietet. Insgesamt leben hier in etwa 3700 Menschen.
Eine eigenartige Ruhe geht von diesem großen Areal aus. Die Hektik der Orte die wir bislang durchquerten gibt es hier nicht. Der Stellplatz, den wir bekommen, reicht genau für unser Wohnmobil aus. Er liegt direkt neben den Lodges, d.h. einfachen aber sauberen Hütten für Studenten oder Gäste der Universität. Er bietet einen Panoramablick auf die schroffen, gegenüberliegenden Livingstone Berge und den Talkessel. Wir genießen die Aussicht und lassen den Tag bei einem Savanna Dry ausklingen. Die Studenten sitzen im Gras oder auf der Veranda und lernen. Alles geschieht leise und ohne das übliche laute Getümmel und Geschrei.
Berglandschaft von Livingstonia
Von 1300 Meter schrauben wir uns in zahlreichen Serpentinen auf die Höhe des Malawisees, der auf 370 Meter liegt, hinab. Wie jeden Morgen sind insbesondere Frauen mit Schüsseln und Eimern oder auch mit der Hacke, wie sie zur Feldarbeit verwendet wird, unterwegs. Grundsätzlich wird alles auf dem Kopf getragen. Mit dem Paar, das bergauf geht und bei dem auch der Mann etwas auf dem Kopf trägt, komme ich ins Gespräch. Dabei stellt es sich heraus, dass die Frau den 20-Liter-Eimer mit Bier gefüllt hat, der Mann trägt vermutlich die Verantwortung und die leichten Schüsseln aus Plastik.

Im Norden Malawis lächeln die Menschen gefühlt mehr und sind entspannter als in den größeren Ortschaften im Süden. Ich kann nur vermuten dass es an der geringeren Bevölkerungsdichte liegt. Wenn ich frage ob ich fotografieren darf, ernte ich immer ein Lächeln, manchmal etwas scheu aber immer freundlich und erhalte bei nahezu allen Anfragen die Erlaubnis. Manchmal entwickelt sich dabei ein nettes Gespräch.
Von der nahen Grenze Tansanias kommen Kolonnen von Tanklastern, die sich mühsam den Pass hinaufquälen um das Land mit Treibstoff zu versorgen. Dies und die nicht gerade gute Straße mit vielen Schlaglöchern, fordern meine gesamte Aufmerksamkeit. Gut, dass Christine noch rechtzeitig eine Hinweistafel sieht. Da hätten wir doch beinahe die letzte existierende Hängebrücke in Malawi, die nur aus Bambus besteht, versäumt. Durch zweimaliges Nachfragen finden wir dieses außerordentliches Prachtstück, das den Rumphi-River überspannt.

Welch ein Glück, dass die Mango Saison begonnen hat. Den getrockneten winzigen Fischen aus dem Malawisee ziehen wir die leckeren Mangos doch auf alle Fälle vor. Jede der Händlerinnen möchte uns eimerweise Mangos verkaufen, aber bei der Frau die uns nicht gleich einen ganzen Einer voll anbietet sondern eine Schale, deren Inhalt noch immer für einige Tage reichen wird, kaufen wir ein. Die anderen machen enttäuschte Gesichter und wollen zunächst bei der Rückgabe des Wechselgeldes nicht unterstützen. Das Obst hält, bei der Hitze die zur Zeit herrscht, zwischen 38 und 42 Grad leider nicht lange, so dass wir immer versuchen möglichst nur Tagesrationen einzukaufen, was meist nicht im Sinne der Marktfrauen ist.
Flojo Foundation Campsite
Unser vermutlich letzter Campingplatz, Floja Foundation Campsite, liegt wieder direkt am See. Die Foundation, die von zwei Holändern gegründet wurde, betreibt mit Spenden aus Holland eine Vorschule und ein Kinderbetreuung bis zur zweiten Klasse.
Wir werden das restliche Bargeld in Diesel und Lebensmittel umsetzen und müssen uns dann auf die nächste Währung einstellen. Hoffentlich mit etwas weniger Nullen, denn aktuell sind 1000 Kwatcha etwa 0,87 Euro. Für tanken oder die Unterkunft mit Restaurant gibt man schnell mal 100000 Mk aus.


Wir parken den Camper unmittelbar neben einem großen Baobab. Dabei wirkt das Womo doch recht klein.
Abschied von Malawi
Morgen heißt es Abschied von Malawi zu nehmen. Das Land ist sehr schön, die Straßen waren manches Mal deutlich schlechter als vermutet. Die Bevölkerungsdichte hatten wir so noch nie in den bislang besuchten Ländern des südliche Afrikas erlebt. Dafür sind die Menschen freundlich und nett. Auch die Polizeikontrollen verliefen meist problemlos mit small talk und einem Lächeln.
Werner, deine Berichte und die tollen Bildern von Malawi haben uns begeistert. Pures Afrika, mit allem was dazu gehört. Da freuen wir uns schon auf eure persönlichen Erzählungen, wenn ihr wieder mal den Weg ins leider auch nicht immer ganz vorbildliche Mitteleuropa findet. Schöne Zeit noch.
Klaus und Heidi